Seite 653 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Davids Großmut
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die Worte: „Tu ihm nichts zuleide; denn wer könnte die Hand an
den Gesalbten des Herrn legen und ungestraft bleiben? ... So wahr
der Herr lebt: der Herr wird ihn schlagen, wenn seine Zeit kommt,
daß er sterbe, oder er wird in den Krieg ziehen und umkommen.
Von mir lasse der Herr fern sein, daß ich meine Hand sollte an den
Gesalbten des Herrn legen. Nimm nun den Spieß zu seinen Häupten
und den Wasserkrug und laß uns gehen. So nahm David den Spieß
und den Wasserkrug zu Häupten Sauls, und sie gingen weg, und es
war niemand, der es sah oder merkte oder der erwachte, sondern sie
schliefen alle ...“
1.Samuel 26,8-12
. Es ist dem Herrn ein Leichtes,
den Stärksten kraftlos und den Klügsten unvorsichtig werden zu
lassen sowie die Pläne des Gewandtesten zu durchkreuzen.
Als David in sicherer Entfernung auf einem Berggipfel stand,
rief er die Kriegsleute und Abner mit lauter Stimme an: „Bist du
nicht ein Mann? Und wer ist dir gleich in Israel? Warum hast du
denn deinen Herrn, den König, nicht bewacht? Denn es ist einer vom
Volk hineingekommen, deinen Herrn, den König, umzubringen. Das
war nicht recht, was du getan hast. So wahr der Herr lebt: ihr seid
Kinder des Todes, weil ihr euren Herrn, den Gesalbten des Herrn,
nicht bewacht habt! Nun sieh doch nach, wo der Spieß des Königs ist
und der Wasserkrug, der zu seinen Häuptern war. Da erkannte Saul
die Stimme Davids und sprach: Ist das nicht deine Stimme, mein
Sohn David? David sprach: Es ist meine Stimme, mein Herr und
König. Und sprach weiter: Warum verfolgt denn mein Herr seinen
Knecht? Was habe ich getan? Und was ist Böses in meiner Hand?
So höre doch nun mein Herr, der König, die Worte seines Knechtes.“
1.Samuel 26,15-19
. Abermals mußte der König zugeben: „Ich habe
gesündigt; komm wieder, mein Sohn David, ich will dir hinfort
nichts Böses mehr tun, weil mein Leben heute in deinen Augen teuer
gewesen ist. Siehe, ich habe töricht und sehr unrecht getan. David
antwortete: Siehe, hier ist der Spieß des Königs; es komme einer
von den jungen Leuten herüber und hole ihn.“
1.Samuel 26,21.22
.
Obwohl Saul versprochen hatte: „Ich will dir hinfort nichts Böses
mehr tun“, begab sich David nicht in seine Gewalt.
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Daß David das Leben seines Königs ein zweites Mal schonte,
machte noch tieferen Eindruck auf Saul und ließ ihn seine Schuld
noch zerknirschter eingestehen. Er war verwundert und überwältigt
zugleich von soviel Großherzigkeit. Als er von David schied, rief er