Seite 654 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
aus: „Gesegnet seist du, mein Sohn David; du wirst‘s ausführen und
vollenden.“
1.Samuel 26,25
. Aber Isais Sohn hatte die Hoffnung
aufgegeben, daß der König lange in dieser Gemütsverfassung bleiben
würde.
David zweifelte allmählich an einer Aussöhnung mit Saul. Es
schien ihm fast unvermeidlich, daß er schließlich doch der Arglist
des Königs zum Opfer fallen würde, und so entschloß er sich, wieder
im Lande der Philister Zuflucht zu suchen. Mit seinen sechshundert
Mann ging er zu Achis, dem König von Gath.
Davids Überzeugung, Saul würde seinen mörderischen Plan ei-
nes Tages ganz sicher ausführen, entstand ohne Gottes Rat. Selbst
als Saul Ränke schmiedete und seinen Mordplan zu verwirklichen
suchte, war der Herr am Werke, David das Königreich zu sichern.
Gott führt seine Pläne durch, auch wenn sie dem menschlichen Auge
verhüllt sind. Viele können Gottes Wege nicht verstehen. Und da
sie auf äußere Anzeichen sehen, deuten sie Versuchungen und Prü-
fungen, die Gott über sie kommen läßt, als widrige Umstände, die
sie nur zugrunde richten sollen. So achtete auch David nur auf die
scheinbaren Widerstände und schaute nicht auf Gottes Verheißun-
gen. Es schien ihm mehr als zweifelhaft, daß er den Thron Israels je
besteigen würde. Die endlosen Anfechtungen hatten ihn in seinem
Glauben müde gemacht und seine Geduld erschöpft.
Nicht der Herr schickte David zu Israels erbittertsten Feinden,
den Philistern, um bei ihnen Schutz zu suchen. Gerade sie sollten bis
zuletzt zu Israels schlimmsten Gegnern zählen; und doch floh er in
der Not zu ihnen, damit sie ihm hülfen. Nachdem er alles Vertrauen
zu Saul und dessen Dienern verloren hatte, lieferte er sich lieber
den Feinden seines Volkes auf Gnade und Ungnade aus. David war
ein ausgezeichneter Feldherr und hatte sich als kluger, erfolgreicher
Kriegsmann erwiesen. Aber daß er jetzt zu den Philistern ging,
wirkte sich zu seinem eigenen Schaden aus. Gott hatte ihn dazu
berufen, sein Banner im Lande Juda aufzupflanzen. Wenn er den
ihm zugewiesenen Platz ohne des Herrn Befehl verließ, geschah dies
aus Mangel an Glauben.
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Tatsächlich wurde Gott durch Davids Unglauben entehrt. Die
Philister fürchteten sich weniger vor Saul und seinen Heeren als
vor David. Wenn er sich jetzt aber unter ihren Schutz stellte, verriet
er ihnen selbst die Schwäche seines Volkes. Das ermutigte diese