Seite 655 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Davids Großmut
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hartnäckigen Gegner natürlich, Israel zu unterjochen. David war
gesalbt worden, damit er Gottes Volk beschützte. Der Herr will auf
keinen Fall, daß seine Knechte die Gottlosen ermutigen, indem sie
ihnen die Schwächen seines Volkes enthüllen oder den Anschein
erwecken, als sei ihnen dessen Wohl gleichgültig. Außerdem muß-
ten Davids Brüder den Eindruck gewinnen, er sei zu den Heiden
übergegangen und diene hinfort deren Göttern. Er gab ihnen Anlaß,
seine Beweggründe falsch auszulegen, und viele faßten ein Vorurteil
gegen ihn. Er tat gerade das, was Satan durch ihn erreichen wollte.
Denn als er bei den Philistern Zuflucht suchte, löste das bei den
Widersachern Gottes und seines Volkes lauten Triumph aus. David
hörte zwar nie auf, Gott anzubeten und sich auch weiterhin der Sache
zu widmen. Aber er vertraute ihm seine persönliche Sicherheit nicht
mehr an. Das trübte seinen aufrechten, gläubigen Charakter, den
Gott bei seinen Dienern erwartet.
Die Philister nahmen David sehr freundlich auf. Diesen war-
men Empfang verdankte er dem Umstand, daß deren König ihn
bewunderte und es außerdem seiner Eitelkeit schmeichelte, daß ein
Hebräer bei ihm Schutz suchte. Und in Achis‘ Gebiet fühlte sich
David wirklich vor Verrat sicher. Er brachte daher seine Familie,
seine Dienerschaft und alle bewegliche Habe mit, und das Gleiche
taten seine Leute. Es schien, als wolle er sich für dauernd im Lande
der Philister niederlassen. Achis freute sich darüber und versprach,
die israelitischen Flüchtlinge zu beschirmen.
Als David um einen Wohnsitz auf dem Lande bat, weit weg von
der Hauptstadt, gab ihm der König Ziklag zum Besitz. David war
sich darüber klar, daß es für ihn und seine Leute gefährlich war,
unter Götzendienern zu leben. In einer Stadt, die ihnen ganz allein
überlassen blieb, konnten sie Gott freier anbeten als in Gath, wo
die heidnischen Riten zur Quelle des Unheils und des Verdrusses
geworden wären.
Solange David in dieser abseits gelegenen Stadt lebte, führte er
Krieg gegen die Geschuriter, Girsiter und Amalekiter und ließ keinen
am Leben, der Kunde davon nach Gath hätte bringen können. Kehrte
er vom Kampf zurück, tat er Achis gegenüber so, als habe er sein
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eigenes Volk, die Einwohner Judas, bekämpft. Mit dieser Heuchelei
half er die Widerstandskraft der Philister zu stärken; denn der König
sagte: „Er hat sich in Verruf gebracht bei seinem Volk Israel; darum