Seite 66 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
lichen und geistigen Stand zu erreichen. Sie verfügten über erstaun-
liche Körper- und Geisteskräfte und besaßen beste Möglichkeiten,
ihre Kenntnisse zu erweitern. Es wäre falsch, aufgrund ihres hohen
Alters auf eine späte geistige Reife zu schließen. Das Gegenteil
war der Fall, und alle, die Gott fürchteten und in Übereinstimmung
mit seinem Willen lebten, nahmen trotz der Frühentwicklung ihr
ganzes Leben lang noch zu an Weisheit und Erkenntnis. Könnten die
fähigsten Geister unserer Zeit Menschen gleichen Alters gegenüber-
gestellt werden, die vor der Flut lebten, würden sie ihnen an geistiger
und körperlicher Stärke weit unterlegen sein. Mit der Abnahme des
Lebensalters und der körperlichen Stärke verringerten sich eben
auch die geistigen Kräfte. Die Leistungen jener Leute, die heutzuta-
ge zwanzig bis fünfzig Jahre lang studieren, werden von aller Welt
hoch gelobt. Wie begrenzt aber ist das von ihnen Erreichte, wenn
man es mit dem vergleicht, was sich die Menschen erwarben, deren
geistige und körperliche Kräfte sich jahrhundertelang entwickelten!
Natürlich erfreuen sich die heutigen Menschen der Errungen-
schaften ihrer Vorfahren. Männer von überragendem Verstand, die
geplant, geforscht und geschrieben haben, überließen der Nachwelt
die Ergebnisse ihrer Arbeit. Aber wieviel mehr Vorteile hatten sie
in jenen alten Zeiten, was allein das menschliche Wissen betrifft!
Über Jahrhunderte sahen sie den in ihrer Mitte, der nach Gottes Bild
gemacht war, den der Schöpfer selbst als „gut“ bezeichnet hatte, den
Mann, den Gott persönlich in aller Weisheit bezüglich der Dinge
dieser Welt unterwies. Vom Schöpfer hatte Adam die Geschichte der
Schöpfung erfahren. Die Ereignisse, die sich in neun Jahrhunderten
zutrugen, konnte er bezeugen und diese seine Kenntnisse an die
Nachkommen weitergeben. Die Menschen vor der Flut hatten weder
Bücher noch geschriebene Berichte, aber bei ihrer guten körperli-
chen und geistigen Verfassung ein ganz hervorragendes Gedächtnis.
Sie waren in der Lage, alles Mitgeteilte zu verstehen, zu behalten
und es ihrerseits den Nachkommen uneingeschränkt zu überliefern.
Hunderte von Jahren lebten sieben Generationen gleichzeitig auf der
Erde. Wie sollten sie da nicht die Gelegenheit nutzen, einander zu
beraten, Wissen und Erfahrung auszutauschen?
Der Vorzug jener Menschen damals, Gotteserkenntnis durch
seine Werke zu gewinnen, blieb bis heute unübertroffen. Es war
demnach keine Zeit geistlicher Finsternis, sondern vielmehr großer