Seite 67 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Seth und Henoch
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Erkenntnis. Alle Menschen konnten sich von Adam unterrichten
lassen, und die Gottesfürchtigen wurden dazu von Christus und
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den Engeln unterwiesen. Auch der Garten Gottes blieb ihnen noch
jahrhundertelang ein stummer Wahrheitszeuge. An der Pforte des
Paradieses, das Cherubim bewachten, offenbarte sich Gottes Herr-
lichkeit. Dorthin kamen die ersten Anbeter. Hier errichteten sie
Altäre und brachten ihre Opfer dar wie vordem auch Kain und Abel.
Und Gott neigte sich herab, mit ihnen Umgang zu pflegen.
Solange Eden im Blickfeld der Menschen stand und der Eingang
von wachsamen Engeln versperrt wurde, konnte niemand an sei-
nem Vorhandensein zweifeln. Die Schöpfungsordnung, der Zweck
des Gartens, die Geschichte der beiden Bäume, die so eng mit dem
Schicksal des Menschen verbunden waren, blieben unbestrittene Tat-
sachen. Und solange Adam lebte, waren Gottes Dasein und höchste
Autorität sowie die Verbindlichkeit seines Gesetzes Wahrheiten, die
die Menschen nicht so bald in Frage stellten.
Trotz der überhandnehmenden Gottlosigkeit gab es eine Reihe
frommer, edler Männer, die durch die Gemeinschaft mit Gott geadelt
wurden und wie in himmlischer Vertrautheit lebten. Bei allem gedie-
genen Verstand und bei allen wunderbaren Kenntnissen empfanden
sie es als heiligen Auftrag, durch rechtschaffene Gesinnung und
gläubiges Verhalten beispielgebend zu sein — und das nicht nur
für ihre Zeitgenossen, sondern auch für künftige Generationen. Die
Heilige Schrift nennt nur einige der hervorragendsten Männer. Aber
Gott hatte zu allen Zeiten treue Zeugen und aufrichtige Anbeter.
Von Henoch sagt die Schrift, daß er mit 65 Jahren einen Sohn
zeugte. Danach „wandelte“ er noch dreihundert Jahre „mit Gott“.
1.Mose 5,24
. Henoch liebte Gott in aller Ehrfurcht und hielt seine
Gebote. Er gehörte zu der frommen Linie, die den rechten Glauben
bewahrte, zu den Ahnen des verheißenen Nachkommen. Aus Adams
Munde hatte er die traurige Geschichte des Falles erfahren, aber
auch die tröstliche Kunde von der Vergebung, wie sie aus Gottes
Verheißung zu erkennen war. Deshalb baute er auf den künftigen
Erlöser. Aber nach der Geburt eines eigenen Sohnes erlebte Henoch
noch etwas viel Wesentlicheres. Er trat in noch engere Beziehung zu
Gott, denn er erkannte die Verpflichtungen und die Verantwortung
eines Gotteskindes besser. Als er die Liebe seines Kindes erkannte
und dessen argloses Vertrauen zum Schutz des Vaters sah, spürte
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