Seite 679 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Davids Thronbesteigung
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Dieser Vorwurf nagte an Abner, und er war zur Rache entschlossen.
Israel sollte geteilt werden, zumal er selbst dabei nur gewinnen konn-
te. Er benutzte den Vertreter des bisherigen Königshauses, um seine
eigennützigen, ehrgeizigen Pläne voranzutreiben. Er wußte, wie sehr
das Volk Jonathan geliebt hatte und sein Andenken hoch hielt. Das
Heer hatte außerdem die ersten erfolgreichen Feldzüge Sauls nicht
vergessen. Mit einer Entschiedenheit, die einer besseren Sache wert
gewesen wäre, ging Abner daran, den Aufruhr zu verwirklichen.
Er wählte Mahanajim auf der andern Seite des Jordan zur Haupt-
stadt, weil es gegen etwaige Angriffe Davids oder der Philister die
meiste Sicherheit bot. Hier erfolgte Isch-Boscheths Krönung. Zu-
nächst anerkannten ihn die Stämme östlich des Jordan und dann
ganz Israel — außer Juda.
Zwei Jahre lang genoß Sauls Sohn die Ehre eines Königs in
seiner einsamen Residenz. Doch Abner wollte seine Macht über
ganz Israel ausdehnen und bereitete einen Angriffskrieg vor. „Und
es war ein langer Kampf zwischen dem Hause Sauls und dem Hause
Davids. David aber nahm immer mehr zu an Macht, und das Haus
Sauls nahm immer mehr ab“ (
2.Samuel 3,1
), so heißt es in der
Schrift.
Schließlich wurde der Thron, den Haß und Ehrgeiz aufgerichtet
hatten, durch Verrat gestürzt. Abner erzürnte sich mit dem schwa-
chen, unfähigen Isch-Boscheth und ging zu David über mit dem
Angebot, ihm alle Stämme Israels zuzuführen. Der König nahm den
Vorschlag an und entließ ihn in Ehren, um sein Vorhaben auszufüh-
ren. Aber die freundliche Aufnahme dieses tüchtigen, berühmten
Kriegsmannes erregte die Eifersucht Joabs, Davids Oberbefehlsha-
bers. Es entbrannte eine blutige Fehde zwischen ihnen, denn im
Kriege zwischen Israel und Juda hatte Abner des Joabs Bruder Asa-
hel erschlagen. Nun kam für Joab die Gelegenheit, seines Bruders
Tod zu rächen und sich selbst eines möglichen Nebenbuhlers zu
entledigen. Er lauerte Abner auf und ermordete ihn.
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Als David von diesem hinterlistigen Überfall hörte, rief er aus:
„Ich und mein Königtum sind unschuldig vor dem Herrn ewiglich
an dem Blut Abners, des Sohnes Ners; es falle aber auf den Kopf
Joabs und auf das ganze Haus seines Vaters.“
2.Samuel 3,28.29
.
Mit Rücksicht auf den noch unsicheren Zustand seines Reiches und
die Machtstellung des Mörders — Joabs Bruder Abisai hatte ge-