Seite 69 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Seth und Henoch
65
und zeigte ihm die bedeutenden Ereignisse, die in Verbindung mit
dem zweiten Kommen Christi und dem Ende der Welt geschehen
werden.
Was Henoch beunruhigte, war das Schicksal der Toten. Es schi-
en ihm, als ob Gute wie Böse in gleicher Weise wieder zu Staub
würden und damit für sie alles vorbei sei. Das Leben der Gerechten
jenseits des Grabes war ihm verborgen. In prophetischer Schau er-
hielt er Unterweisung über den Tod Christi, und er sah ihn kommen
in Herrlichkeit, begleitet von allen heiligen Engeln, um sein Volk
aus dem Grabe zu erlösen. Er sah auch den verderbten Zustand der
Welt zur Zeit der Wiederkunft Christi, das überhebliche, vermessene,
eigenwillige Geschlecht jener Tage, das den einigen Gott und den
Herrn Jesus Christus nicht anerkennt, das Gesetz mit Füßen tritt und
die Versöhnung verachtet. Er sah, wie die Gerechten mit Ruhm und
Ehre gekrönt und wie die Bösen aus Gottes Gegenwart verbannt und
mit Feuer vernichtet wurden.
Henoch wurde ein Prediger der Gerechtigkeit und verkündigte,
was Gott ihm offenbart hatte. Die Gottesfürchtigen suchten diesen
frommen Mann auf, um sich belehren zu lassen und mit ihm zu
beten. Er arbeitete auch in der Öffentlichkeit, um Gottes Botschaft
allen zugänglich zu machen, die sich warnen lassen wollten. Dabei
beschränkten sich seine Bemühungen aber nicht auf die Sethiten.
Auch in dem Lande, in das Kain vor Gottes Gegenwart zu fliehen
suchte, verkündete der Prophet Gottes die wunderbaren Ereignisse,
die ihm im Gesicht gezeigt worden waren. „Siehe“, so sagte er,
„der Herr kommt mit viel tausend Heiligen, Gericht zu halten über
alle und zu strafen alle Gottlosen für alle Werke ihres gottlosen
Wandels.“
Judas 14.15
.
Furchtlos wies er seine Zeitgenossen um ihrer Sünden willen
zurecht. Er predigte ihnen die Liebe Gottes in Christus und ermahnte
sie, ihre bösen Wege doch aufzugeben. Andrerseits tadelte er die
herrschende Ungerechtigkeit und warnte seine Zeitgenossen vor
dem Gericht, das die Übertreter ganz gewiß heimsuchen würde.
Aus Henoch sprach der Geist Christi, der sich aber nicht nur in
Liebe, Mitleid und dringenden Bitten äußerte. Die frommen Männer
führen nicht nur milde Reden. Vielmehr legt Gott seinen Boten
Wahrheiten in Herz und Mund, die scharf und durchdringend sind
wie ein zweischneidiges Schwert.
[65]