Seite 691 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Davids Regierung
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In seinem Freundschaftsbund mit Jonathan hatte David verspro-
chen, er werde dem Hause Sauls Wohlwollen erweisen, sobald er
Ruhe vor seinen Feinden habe. Nun es ihm gut ging, erinnerte er
sich dieser Zusage und ließ nachforschen: „Ist noch jemand übrig-
geblieben von dem Hause Sauls, damit ich Barmherzigkeit an ihm
tue um Jonathans willen?“
2.Samuel 9,1
. Man berichtete ihm von
Mephiboscheth, einem Sohn Jonathans, der von Kind auf gelähmt
war. Nach Sauls Niederlage durch die Philister bei Jesreel hatte die
Amme das Kind auf der Flucht fallen lassen, wodurch es zum lebens-
länglichen Krüppel wurde. David bat den jungen Mann an seinen
Hof und empfing ihn sehr freundlich. Er überließ ihm sofort den
persönlichen Besitz seines Großvaters zum Unterhalt seiner Familie,
ihn selbst aber lud er als ständigen Gast an die königliche Tafel.
Durch das Gerede von Davids Gegnern war Mephiboscheth ziem-
lich voreingenommen gegen ihn. In seinen Augen war David ein
Thronräuber. Als aber der Monarch ihn jetzt so gütig aufnahm und
ihn jederzeit freundlich behandelte, gewann er das Herz des jungen
Mannes. Mephiboscheth schloß sich David ganz an und empfand —
wie sein Vater Jonathan —, daß sein Wohlergehen eng mit dem des
von Gott erwählten Königs verknüpft war.
Nach Davids Thronbesteigung erfreute sich Israel einer langen
Friedenszeit. Die Nachbarvölker nahmen die Einheit und Stärke
des Königsreiches wahr und hielten es für geraten, von offenen
Feindseligkeiten abzustehen. Und David, der mit der Ordnung und
dem Aufbau des Reiches beschäftigt war, verzichtete seinerseits auf
Angriffskriege. Zuletzt überzog er Israels Erbfeind, die Philister,
und auch die Moabiter mit Krieg, besiegte beide und machte sie sich
zinspflichtig.
Daraufhin schlossen die benachbarten Völker ein mächtiges
Bündnis gegen David, was die größten Kriege seiner Regierungszeit
sowie seinen umfangreichen Machtzuwachs zur Folge hatte. Der
eigentliche Grund für diesen feindlichen Zusammenschluß war Ei-
fersucht auf Davids zunehmende Stärke, hatte er diese Völker doch
in keiner Weise herausgefordert. Der Sachverhalt war folgenderma-
ßen:
Nach Jerusalem kam die Nachricht vom Tode des Ammoniterkö-
nigs Nahasch, der David Gutes erwiesen hatte, als er vor Saul fliehen
mußte. Um seine Dankbarkeit für die ihm in der Not erwiesene Hilfe