Seite 701 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Davids Schuld und Reue
697
che zum Lästern gebracht.“ Durch Generationen haben Ungläubige
auf diesen Makel in Davids Charakter hingewiesen und triumphie-
rend gespottet: „Dies ist der Mann nach Gottes Herzen!“ Das ist
ein Angriff auf den Glauben; damit werden Gott und sein Wort ge-
schmäht. Die Menschen verhärten sich im Unglauben, und viele
wagen es, unter dem Deckmantel der Frömmigkeit noch verwegener
zu sündigen.
Aber in Davids Lebensbeschreibung wird Sünde nicht gutgehei-
ßen. Solange er nach Gottes Rat lebte, wurde er ein Mann nach dem
Herzen Gottes genannt. Als er sündigte, traf das nicht mehr zu, bis
er reuevoll zum Herrn zurückkehrte. Gottes Wort sagt unmißver-
ständlich: „Aber dem Herrn mißfiel die Tat, die David getan hatte.“
2.Samuel 11,27
. Und durch den Propheten fragte der Herr den Da-
vid: „Warum hast du denn das Wort des Herrn verachtet, daß du
getan hast, was ihm mißfiel? ... Nun, so soll von deinem Hause das
Schwert nimmermehr lassen, weil du mich verachtet hast.“
2.Samuel
12,7.9-12
. Obwohl David tief bereute, Vergebung erhielt und vom
Herrn wieder angenommen wurde, erntete er doch die unheilvollen
Früchte selbstgestreuter Saat. Die Strafgerichte, die über ihn und
sein Haus kamen, bezeugen Gottes Abscheu vor der Sünde.
Bis dahin hatte göttliche Vorsehung David vor allen Ränkespie-
len seiner Feinde beschirmt und auch Saul Einhalt geboten. Aber
Davids Übertretung änderte sein Verhältnis zu Gott. Der Herr durfte
Ungerechtigkeit unter keinen Umständen billigen. Er konnte David
nicht vor den Folgen seiner Sünde schützen, wie er ihn vor Sauls
Feindschaft bewahrt hatte.
In David selbst ging eine große Veränderung vor sich. Im Be-
wußtsein seiner Schuld mit ihren weitreichenden Folgen war er zer-
brochen. Er fühlte sich in den Augen seiner Untertanen gedemütigt;
er verlor an Einfluß. Bis dahin war sein gewissenhafter Gehorsam
gegen Gottes Gebote von Wohlergehen begleitet gewesen. Aber
nachdem das Volk von seinem Vergehen erfuhr, würden auch sie
unbekümmerter sündigen. Ja, sogar im Familienkreis war zu spüren,
daß seine Autorität und sein Anspruch auf Gehorsam nachließen.
Das Schuldbewußtsein ließ ihn schweigen, wo er Unrecht hätte ver-
urteilen müssen; er war diesbezüglich im eigenen Hause gehemmt.
[699]
Sein böses Beispiel blieb nicht ohne Einfluß auf seine Söhne, und
Gott griff nicht ein, um die Folgen abzuwenden. Er ließ den Dingen