Seite 702 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
ihren natürlichen Lauf, und das bedeutete für David harte Bestra-
fung.
Ein ganzes Jahr lebte David nach seinem Fall scheinbar in Si-
cherheit. Er verspürte kein äußeres Zeichen göttlichen Mißfallens.
Aber Gottes Urteilsspruch bedrohte ihn ständig. Schnell und gewiß
würde der Gerichtstag kommen und mit ihm die Vergeltung. Weder
Reue noch Seelenangst und Scham, die sein ganzes irdisches Leben
verdüsterten, konnten ihn aufhalten. Wer mit dem Hinweis auf David
seine Sünde zu verharmlosen sucht, sollte aus der Schrift lernen,
daß der Weg der Übertretung beschwerlich ist. Selbst wenn er sich
wie David von seinem bösen Lebenswandel abwendet, wird er die
Folgen der Sünde schon in diesem Leben bitter empfinden.
Gott wollte, daß Davids Fall zur Warnung diente, damit auch
reich Gesegnete und Begnadete sich nicht sicher fühlen und Ge-
bet und Wachsamkeit nicht vernachlässigen. Das hat sich bei allen
bewährt, die in Demut zu beherzigen suchten, was Gott sie lehren
wollte. So wurde vielen die Gefahr satanischer Macht bewußt. Da-
vids Niederlage weckte bei ihnen das Mißtrauen gegen sich selbst.
Sie erkannten, daß Gott allein sie durch Glauben bewahren konnte
und daß nur in ihm Stärke und Sicherheit war. Darum fürchteten sie
sich auch vor dem ersten bösen Schritt.
Schon ehe das göttliche Urteil über David ausgesprochen war,
machten sich die Folgen seiner Tat bemerkbar. Sein Gewissen fand
keine Ruhe. Die Seelenangst, die er damals erduldete, brachte er im
zweiunddreißigsten Psalm zum Ausdruck:
„Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sün-
de bedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht
zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist! Denn als ich es wollte
verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägli-
ches Klagen. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir,
daß mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird.“
Psalm
32,1-4
.
Und der einundfünfzigste Psalm spiegelt die Reue Davids wider,
nachdem Gott ihn gerügt hatte: „Gott, sei mir gnädig nach deiner
Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von mei-
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ner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist
immer vor mir ... Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde;