Seite 711 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Absaloms Aufruhr
707
schwere Verantwortung. Nicht persönlicher Vorteil, sondern Got-
tes Ehre und das Wohl seines Volkes mußten bei Israels König
vornan stehen. Gott, der zwischen den Cherubim weilt, sagte von
Jerusalem: „Dies ist die Stätte meiner Ruhe.“
Psalm 132,14
. Ohne
göttliche Ermächtigung hatten weder Priester noch der König ein
Recht, das Sinnbild seiner Gegenwart von dort zu entfernen. David
war sich bewußt, daß er mit Gottes Geboten in Übereinstimmung
leben mußte, sonst würde die Lade eher Unheil als Glück bringen.
Immer stand ihm seine große Sünde vor Augen. Und er sah auch
in dieser Verschwörung die Gerechtigkeit Gottes. Das Schwert, das
nicht mehr von seinem Hause ablassen sollte, war blank gezogen.
Er kannte den Ausgang des Kampfes nicht. Aber seinetwegen durf-
ten die heiligen Gebote, die den Willen ihres göttlichen Oberherrn
enthielten, nicht aus der Hauptstadt weggebracht werden, denn sie
bildeten die Verfassung des Reiches und waren die Grundlage seines
Wohlergehens.
Deshalb gebot er Zadok: „Bringe die Lade Gottes in die Stadt
zurück. Werde ich Gnade finden vor dem Herrn, so wird er mich
zurückbringen, daß ich sie und ihre Stätte wiedersehe. Spricht er
aber: Ich habe kein Wohlgefallen an dir — siehe, hier bin ich. Er
mach‘s mit mir, wie es ihm wohlgefällt.“
2.Samuel 15,25.26
.
Weiter sprach der König zu Zadok: „Du bist doch ein Seher“,
ein von Gott berufener Lehrer des Volkes; „kehre ruhig in die Stadt
zurück, ebenso dein Sohn Ahimaaz und Jonathan, der Sohn Abja-
thars; eure beiden Söhne sollen mit euch ziehen! Seht, ich werde bei
den Furten in der Wüste bleiben, bis Botschaft von euch kommt.“
2.Samuel 15,27 (Bruns)
. Auch in der Stadt konnten ihm die Priester
gute Dienste leisten, wenn sie die Bewegungen und Absichten der
Empörer beobachteten und durch ihre Söhne Ahimaaz und Jonathan
heimlich mit ihm in Verbindung blieben.
Als die Priester nach Jerusalem umkehrten; befiel die verlassene
Menge tiefe Niedergeschlagenheit. Ihr König ein Flüchtling, sie
selbst Vertriebene und nun sogar von der Lade Gottes verlassen —
dunkel und unheilvoll lag die Zukunft vor ihnen. „David aber ging
den Ölberg hinan und weinte, und sein Haupt war verhüllt, und er
ging barfuß. Auch alle vom Volk, die bei ihm waren, hatten ihr Haupt
verhüllt und gingen hinan und weinten.“
2.Samuel 15,30.31
. Und
[709]
David wurde gesagt, daß Ahithophel sich dem Aufruhr Absaloms