Seite 721 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Absaloms Aufruhr
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fen. Schon zu seinen Lebzeiten hatte sich Absalom im Königstal
ein kostspieliges Denkmal errichtet. Aber die einzige Erinnerung an
sein Grab blieb jener Steinhaufen in der Wildnis.
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Nachdem der Anführer des Aufstandes umgekommen war, ließ
Joab sein Heer durch Posaunenschall von der Verfolgung der fliehen-
den Feinde zurückrufen und sandte sofort Boten mit der Nachricht
zum König.
Der Wächter auf der Stadtmauer schaute in Richtung auf das
Schlachtfeld und entdeckte einen einzelnen Läufer. Bald darauf kam
ein zweiter in Sicht. Als der erste näher kam, meldete der Wächter
dem König, der am Tor wartete: „Ich sehe den ersten laufen, wie
Ahimaaz, der Sohn Zadoks, läuft. Und der König sprach: Es ist ein
guter Mann und bringt eine gute Botschaft. Ahimaaz aber rief und
sprach zum König: Friede! Und er fiel nieder vor dem König auf
sein Antlitz zur Erde und sprach: Gelobt sei der Herr, dein Gott,
der die Leute dahingegeben hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn,
den König, erhoben haben.“ Auf die dringende Frage des Königs:
„Geht es auch meinem Sohn Absalom gut?“ gab Ahimaaz eine
ausweichende Antwort.
2.Samuel 18,27-29
.
Der zweite Bote kam und rief: „Hier gute Botschaft, mein Herr
und König! Der Herr hat dir heute Recht verschafft gegen alle, die
sich gegen dich auflehnten.“ Wieder kam von den Lippen des Vaters
die eindringliche Frage: „Geht es meinem Sohn Absalom auch gut?“
Unfähig, die schlimme Nachricht zu verheimlichen, antwortete der
Bote: „Es müsse den Feinden meines Herrn, des Königs, ergehen,
wie es dem jungen Mann ergangen ist, und auch allen, die sich
böswillig gegen dich auflehnen.“
2.Samuel 18,31.32
. Das genügte.
David fragte nicht weiter. Gebeugten Hauptes „erbebte der König
und ging hinauf in das Obergemach des Tores und weinte, und
im Gehen rief er: Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn
Absalom! Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O Absalom,
mein Sohn, mein Sohn!“
2.Samuel 19,1
.
Als sich die siegreich heimkehrenden Truppen der Stadt näher-
ten, hallten die Berge von ihrem Triumphgeschrei wider. Aber am
Tor erstarb ihr Jubel auf den Lippen. Die Banner in ihren Händen
senkten sich, und mit niedergeschlagenen Blicken kamen sie mehr
wie Besiegte als wie Sieger daher. Denn der König erwartete sie
nicht zur Begrüßung, vielmehr hörte man aus dem Zimmer über dem