Seite 84 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Erde durch den verheerenden Zorn Gottes gereinigt und Sünde und
Sünder vernichtet werden.
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Dieselben Sünden, die vor der Sintflut nach Vergeltung schri-
en, sind auch heutzutage vorhanden. Man kennt keine Gottesfurcht
mehr, und sein Gesetz wird entweder gleichgültig oder verächtlich
behandelt. Die ausgeprägte Verweltlichung jener Menschen gleicht
der der heute lebenden. Christus sagte über sie: „Denn wie sie waren
in den Tagen vor der Sintflut — sie aßen, sie tranken, sie freiten und
ließen sich freien bis an den Tag, da Noah in die Arche hineinging;
und sie achteten‘s nicht, bis die Flut kam und nahm sie alle dahin
—, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.“
Matthäus
24,38.39
. Gott verdammte die vor der Sintflut Lebenden nicht, weil
sie aßen und tranken. Er hatte ihnen ja die Früchte der Erde zur Be-
friedigung ihrer irdischen Bedürfnisse in Hülle und Fülle gegeben.
Ihre Schuld bestand darin, daß sie diese Gaben ohne Dank gegen
Gott hinnahmen und in entwürdigender Weise schrankenloser Eß-
lust frönten. Es war auch durchaus Rechtens, daß sie heirateten. Die
Ehe gehörte ja zu Gottes Schöpfungsordnung und war eine seiner
ersten Einrichtungen. Er gab ausdrückliche Anweisungen darüber
und umgab die Ehe mit Heiligkeit und Schönheit. Aber die Men-
schen vergaßen das und entheiligten die Ehe, weil sie nur noch ihrer
Leidenschaft diente.
Ähnlich sind die Zustände auch heute. Was an sich gut und rich-
tig ist, wird in unmäßiger Weise angewandt. Der Eßlust gibt man
ohne Einschränkung nach. So kommt es, daß Nachfolger Christi
heutzutage mit den Trunkenen essen und trinken, während doch ihre
Namen in ehrwürdigen Gemeindebüchern verzeichnet stehen. Un-
mäßigkeit aber lähmt die sittlichen und geistigen Kräfte und verführt
oft zum Sichgehenlassen den niederen Trieben gegenüber. Viele
fühlen sich nicht moralisch verpflichtet, ihre fleischlichen Begierden
in Zucht zu halten. So werden sie zu Sklaven ihrer Lust. Sie leben
nur noch den Freuden dieser Welt. Dabei dringt die Neigung zu
allerlei Überspanntheiten in alle Gesellschaftskreise. Rechtschaf-
fenheit wird der Liebe zu Luxus und Verschwendung geopfert. Da
sie schnell reich werden wollen, beugen viele das Recht und un-
terdrücken die Armen. In dieser Weise werden die Menschen auch
heute noch wie Sklaven gekauft und wieder verkauft. Betrug, Beste-
chung, Diebstahl sind an der Tagesordnung. Die Zeitungen strotzen