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Auf den Spuren des großen Arztes
wecken sie falsche Hoffnungen auf Heilung und nehmen sogar in
Kauf, daß ein Patient stirbt, ohne daß ihm die Gefahr bewußt war.
Das ist sehr gefährlich. Allerdings mag es nicht bei jedem Patienten
angebracht sein, ihm das volle Ausmaß seiner Erkrankung offen-
zulegen; dies könnte ihn stark beunruhigen und seine Genesung
verzögern oder gar verhindern.
Am wenigsten vertragen diejenigen die Wahrheit, deren Gebre-
chen größtenteils eingebildet sind. Viele dieser Personen sind unver-
nünftig und haben sich nicht zur Selbstdisziplin erzogen. Sie hegen
merkwürdige Vorstellungen und bilden sich vieles über sich und
andere ein, das falsch ist. Sie halten diese Dinge aber für wahr, und
die, die für sie sorgen, müssen hier eine gleichbleibende Freundlich-
keit sowie unermüdliche Geduld und Taktgefühl aufbringen. Wenn
diesen Patienten die Wahrheit gesagt würde, wären einige beleidigt,
andere entmutigt. Christus sagte seinen Jüngern: „Ich habe euch
noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.“
Johannes
16,12
.
Wenn man die Wahrheit somit nicht in jedem Fall vollständig
aussprechen mag, ist es andererseits doch niemals notwendig oder
zu rechtfertigen, jemanden anzulügen. Niemals sollten der Arzt oder
die Krankenschwester sich auf Ausflüchte einlassen. Wer sich dazu
hergibt, handelt in einer Weise, bei der Gott nicht mehr mit ihm
zusammenarbeiten kann, und indem er so das Vertrauen seiner Pati-
enten verspielt, wirft er eine der wirksamsten menschlichen Hilfen
für ihre Genesung beiseite.
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Die Macht des Willens
Die Macht des Willens erfährt nicht die ihr gebührende Wert-
schätzung. Laßt den Willen gestärkt und richtig gelenkt werden,
und er wird dem ganzen Menschen Energie einflößen und bei der
Gesunderhaltung eine wunderbare Hilfe sein. Er stellt aber auch im
Umgang mit Krankheit eine Macht dar.
In der richtigen Weise ausgeübt, kontrolliert er die Einbildungs-
kraft und wirkt als mächtiges Hilfsmittel bei der Vorbeugung und
bei der Überwindung von Krankheiten sowohl des Geistes als auch
des Körpers. Wenn Patienten, die ihre Lebenskraft wiedererlangen
wollen, dabei ihre Willenskraft einsetzten, könnten sie damit die