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Auf den Spuren des großen Arztes
gasen und Krankheitserregern stellt eine Gefahr für ihr Leben dar.
Die Kranken — die die meiste Zeit zwischen vier Wänden einge-
schlossen sind — bekommen fast das Gefühl, Gefangene in ihrem
Zimmer zu sein. Sie schauen nur auf Häuserwände, Teerstraßen und
dahineilende Menschenmengen. Vielleicht sehen sie nicht einmal
einen kleinen Ausschnitt des blauen Himmels oder der Sonne, keine
Wiesen, Blumen oder Bäume. Auf solche Weise eingeschlossen,
brüten sie über ihrem Leiden und Kummer und werden dadurch eine
Beute ihrer eigenen tristen Gedanken.
Für diejenigen, deren moralische Kraft schwach ist, bergen die
Städte viele Gefahren. Hier sind Patienten, die übersteigerte Be-
gierden zu überwinden haben, unentwegt Versuchungen ausgesetzt.
Sie sollten deshalb in eine andere Umgebung gebracht werden, wo
sich ihr Denken verändern kann; sie sollten Einflüssen ausgesetzt
werden, die sich gänzlich von denen unterscheiden, die ihr Leben
belastet haben. Entfernt sie eine Zeitlang von jenen Einflüssen, die
von Gott wegführen, und setzt sie einer reineren Atmosphäre aus.
Krankenhäuser und Erholungsheime wären viel erfolgreicher,
wenn sie außerhalb der Städte erbaut werden könnten. Alle, die
wieder gesund werden wollen, sollten sich so oft wie möglich in
ländlicher Umgebung aufhalten, wo sie die Wohltaten eines Lebens
im Freien genießen können. Die Natur ist der Assistenzarzt Gottes.
Die saubere Luft, der frohmachende Sonnenschein, die Blumen und
Bäume, die Obstgärten und Weinberge sowie die Bewegung im
Freien, inmitten dieser Umgebung, sind gesundheitsförderlich und
lebensfreundlich.
Ärzte und Krankenschwestern sollten ihre Patienten dazu ermu-
tigen, sich viel in der frischen Luft aufzuhalten. Im Freien zu sein ist
für viele Kranke das einzige Arzneimittel, das sie benötigen. Dies
hat eine wunderbare Macht zur Heilung von Krankheiten, die von
der Hektik und den Auswüchsen unseres modernen Lebens verur-
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sacht werden, eines Lebens, das die Kräfte von Körper, Geist und
Seele schwächt und zerstört.
Wie wohltuend sind die Ruhe und die unverbaute Umgebung auf
dem Land für die Kranken, die des Stadtlebens, des Lichtscheins der
vielen Neonlampen und des Lärms der Straßen müde sind! Wie gern
wenden sie sich der Schönheit der Natur zu! Wie glücklich wären sie,
wenn sie in der frischen Luft säßen, den Sonnenschein genießen und