Heilung für die Seele
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Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin
und sündige hinfort nicht mehr.“
Johannes 8,10.11
.
Während des gesamten Geschehens hatte die Frau eingeschüch-
tert und voller Angst vor Jesus gestanden. Seine Worte „Wer unter
euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“ waren
ihr wie das Todesurteil vorgekommen. Sie wagte nicht mehr, dem
Heiland ins Gesicht zu blicken, sondern erwartete schweigend ihr
Schicksal. Erstaunt sah sie dann aber, daß ihre Ankläger wortlos
und verunsichert davongingen. Schließlich hörte sie von Jesus diese
Worte der Hoffnung: „So verdamme ich dich auch nicht; geh hin
und sündige hinfort nicht mehr.“ Ihr Herz wurde angerührt; sie warf
sich Jesus zu Füßen, versicherte ihm unter Tränen ihre dankbare
Liebe und bekannte dann bitter weinend ihre Sünden.
Und das war der Anfang eines neuen Lebens für sie, eines anstän-
digen Lebens in innerem Frieden, das nun Gott geweiht war. Mit der
Aufrichtung dieser gefallenen Seele hat Jesus ein größeres Wunder
getan als mit der Heilung schlimmster körperlicher Krankheiten —
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hatte er doch die Krankheit der Seele geheilt, die in den ewigen Tod
führt. Diese bereuende Frau wurde eine seiner zuverlässigsten Nach-
folgerinnen. Mit einer Liebe und Hingabe, die sich selbst aufopferte,
bewies sie ihre Dankbarkeit für seine vergebende Gnade. Die Welt
hatte für diese Sünderin nichts als Verachtung übrig, aber der sünd-
lose Eine empfand Mitleid mit ihrer Schwachheit und streckte ihr
seine helfende Hand entgegen. Die heuchlerischen Pharisäer hatten
sich aufs Anprangern konzentriert, Jesus dagegen bat sie: „Geh hin
und sündige hinfort nicht mehr.“
Jesus kennt die Lebensumstände eines jeden Menschen. Je grö-
ßer die Schuld des Sünders ist, desto mehr braucht er den Heiland.
Sein Herz voll göttlicher Liebe und Mitempfinden fühlt sich am mei-
sten zu denen hingezogen, die am hoffnungslosesten in den Schlin-
gen des Feindes gefangen sind. Hat er doch mit seinem eigenen Blut
die Befreiung der ganzen Menschheit besiegelt.
Jesus will die, die mit einem derart hohen Preis freigekauft wor-
den sind, nicht zum Objekt der Versuchungen des Feindes werden
lassen. Er will nicht, daß wir überwältigt werden und verlorenge-
hen. Der die Löwen in der Grube bändigte und mit seinen getreuen
Zeugen im Feuer umherging, ist ebenso bereit, für uns einzutreten,
um jedes Übel in unserem Charakter zu besiegen. Er steht heute vor