Seite 112 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
aus dem Judentum gleichgestellt sein, ohne daß sie genötigt wären,
den Brauch der Beschneidung zu übernehmen.
Wie vorsichtig ging der Herr doch zu Werke, um bei Petrus die
Voreingenommenheit abzubauen, die sich auf Grund seiner jüdischen
Erziehung gegenüber den Heiden festgesetzt hatte! Durch die Vision
von dem Tuch und dessen Inhalt wollte er die Vorurteile aus des
Apostels Denken ausräumen und ihn die wichtige Wahrheit lehren,
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daß es bei Gott kein Ansehen der Person gebe und Juden und Heiden
vor Gott gleichgeachtet seien. Durch Christus konnten auch die
Heiden Teilhaber der Segnungen des Evangeliums werden.
Während Petrus noch über die Bedeutung der Vision nachdach-
te, trafen die von Kornelius entsandten Männer in Joppe ein und
blieben vor der Tür seiner Herberge stehen. Da sprach der Geist
zu ihm: „Siehe, zwei Männer suchen dich, stehe auf, steig hinab
und zieh mit ihnen und zweifle nicht; denn ich habe sie gesandt.“
Apostelgeschichte 10,19.20
.
Das war kein angenehmer Befehl für Petrus, und nur mit Wi-
derwillen tat er jeden Schritt auf dem Weg zur Erfüllung der ihm
auferlegten Pflicht. Er stieg „hinab zu den Männern und sprach:
Siehe, ich bin‘s, den ihr suchet; was ist die Sache, darum ihr hier
seid?“ Sie berichteten von ihrem ungewöhnlichen Auftrag mit den
Worten: „Kornelius, der Hauptmann, ein frommer und gottesfürchti-
ger Mann und guten Rufs bei dem ganzen Volk der Juden, hat Befehl
empfangen von einem heiligen Engel, daß er dich sollte holen lassen
in sein Haus und hören, was du zu sagen hast.“
Apostelgeschichte
10,21.22
.
Der soeben von Gott empfangenen Weisung gehorsam, versprach
der Apostel, mit ihnen zu gehen. Am nächsten Morgen machte er
sich auf den Weg nach Cäsarea. Sechs Brüder begleiteten ihn. Sie
sollten Zeugen all dessen sein, was Petrus bei seinem Besuch der
Heiden sagen oder tun würde; denn Petrus wußte, daß man ihn
wegen einer so offenkundigen Übertretung jüdischer Lehren zur
Rechenschaft ziehen würde.
Als Petrus das Haus des Heiden betrat, begrüßte ihn Kornelius
nicht wie einen gewöhnlichen Besucher, sondern wie einen vom
Himmel Geehrten und Gesandten Gottes. Es entspricht orientali-
scher Sitte, sich vor Fürsten oder anderen hohen Würdenträgern
zu verbeugen; auch Kinder verneigen sich vor ihren Eltern. Aber
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