Seite 149 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Evangeliumsverkündigung unter den Heiden
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Die Enttäuschung der Lystraner darüber, daß die Apostel ver-
hindert hatten, ihnen Opfer darzubringen, war die seelische Vor-
aussetzung dafür, daß sie sich jetzt mit einem Eifer gegen Paulus
und Barnabas wandten, der weit stärker war als zuvor die Begeiste-
rung, mit der sie ihnen als Göttern zugejubelt hatten. Aufgewiegelt
von den Juden, wollten sie sogar handgreiflich gegen die Apostel
vorgehen. Die Juden schärften ihnen ein, Paulus ja keine Gelegen-
heit zum Sprechen zu geben, denn falls sie ihm dies gestatteten, so
behaupteten sie, würde er das Volk bezaubern.
Bald darauf wurde der mörderische Anschlag der Gegner des
Evangeliums ausgeführt. Dem Einfluß des Bösen nachgebend, wur-
den die Lystraner von satanischer Wut gepackt. Paulus wurde ergrif-
fen und so erbarmungslos gesteinigt, daß er meinte, sein Ende sei
gekommen. Das Martyrium des Stephanus und sein eigener grausa-
mer Anteil an jenem Geschehen traten ihm deutlich ins Gedächtnis.
Von Wunden bedeckt und ohnmächtig vor Schmerzen, sank Paulus
zu Boden. Die aufgewiegelten Leute aber „schleiften ihn zur Stadt
hinaus und meinten, er wäre gestorben.“
Apostelgeschichte 14,19
.
In dieser dunklen und schweren Stunde blieb die Schar der Gläu-
bigen zu Lystra, die durch die Verkündigung des Paulus und des
Barnabas zu Jesus bekehrt worden war, standhaft und treu. Der ver-
nunftlose Widerstand und die grausame Verfolgung seitens ihrer
Feinde dienten nur dazu, den Glauben dieser eifrigen Brüder zu
festigen. Angesichts von Spott und Gefahr bewiesen sie ihre Treue
und scharten sich betrübt um den Totgeglaubten.
Welch eine Überraschung war es, als mitten in ihrem Wehklagen
der Apostel plötzlich sein Haupt erhob und mit einem Lobpreis Got-
tes auf den Lippen aufstand! Diese unerwartete Wiederherstellung
der Gesundheit des Gottesboten war für die Gläubigen ein Wunder
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der göttlichen Macht, durch das der Himmel ihrer Bekehrung das
Siegel aufzudrücken schien. Unaussprechliche Freude erfüllte sie,
und mit neuem Glaubensmut priesen sie Gott.
Unter denen, die sich in Lystra bekehrt hatten und Augenzeugen
der Leiden des Paulus geworden waren, befand sich auch ein junger
Mann, der später ein bedeutender Diener Christi werden und mit
den Aposteln die Freuden und Beschwerden der Pionierarbeit in
schwierigen Gebieten teilen sollte. Es war Timotheus. Als Paulus
aus der Stadt geschleift wurde, war dieser jugendliche Jünger unter