Seite 172 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
und gebot dem Kerkermeister, daß er sie wohl verwahrte. Der, da er
solches Gebot empfangen hatte, warf sie in das innerste Gefängnis
und legte ihre Füße in den Stock.“
Apostelgeschichte 16,23.24
.
In dieser Lage, in die man die Apostel gebracht hatte, erlitten sie
außerordentliche Schmerzen; doch sie murrten nicht. Im Gegenteil,
in der äußersten Finsternis und Trostlosigkeit der Zelle ermutigten
sie einander durch Worte des Gebets, ja, sie sangen Loblieder und
priesen Gott, daß er sie für würdig befunden hatte, um seinetwillen
Schmach zu leiden. Ihre Herzen wurden ermutigt durch tiefe, auf-
richtige Liebe zum Werk ihres Erlösers. Paulus dachte daran, wie er
sich als Werkzeug hatte mißbrauchen lassen, die Jünger Christi zu
verfolgen. Nun freute er sich, daß ihm die Augen geöffnet worden
waren und sein Herz die Macht der herrlichen Wahrheiten verspüren
konnte, die er einst verachtet hatte.
Mit Erstaunen hörten die andern Gefangenen das Beten und
Singen aus dem innersten Teil des Gefängnisses. Sie waren gewöhnt,
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daß von dorther Schreien, Stöhnen, Flüche und Verwünschungen die
nächtliche Stille unterbrachen. Aber noch nie hatten sie vernommen,
daß aus jenen düsteren Zellen Gebete und Lobgesänge aufstiegen.
Wächter und Gefangene fragten sich verwundert, wer diese Leute
seien, die trotz Kälte, Hunger und Mißhandlungen frohen Mutes sein
konnten.
Inzwischen waren die führenden Männer der Stadtverwaltung in
ihre Häuser zurückgekehrt, zufrieden mit sich, daß sie durch schnel-
les und entschlossenes Handeln einen Aufstand unterdrückt hatten.
Aber auf ihrem Weg erfuhren sie weitere Einzelheiten über die Ver-
haltensweise und das Wirken dieser Männer, die sie zu Schlägen
und Kerkerhaft verurteilt hatten. Sie sahen die Frau, die der Macht
Satans entrissen worden war, und staunten über die Veränderung in
ihrem Gesichtsausdruck und ihrem Benehmen. Früher hatte sie der
Stadt manche Not bereitet, jetzt verhielt sie sich ruhig und friedlich.
Als die Männer sich darüber klar wurden, daß sie die nach dem römi-
schen Gesetz verfügte strenge Strafe aller Wahrscheinlichkeit nach
über zwei unschuldige Männer verhängt hatten, waren sie ärgerlich
über sich selbst und beschlossen, die Apostel am nächsten Morgen
heimlich freizulassen. Um sie vor Übergriffen und Gewalttätigkeiten
des Pöbels zu schützen, wollte man sie unter Bewachung aus der
Stadt geleiten lassen.