Seite 187 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Beröa und Athen
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und vergötterten Großen der Geschichte und Dichtkunst, während
prachtvolle Architekturen und Gemälde den nationalen Ruhm und
die volkstümliche Verehrung der heidnischen Gottheiten darstellten.
Die Sinne des Volkes wurden von der Schönheit und Pracht der
Kunstwerke bezaubert. Überall erhoben sich die mächtigen Bauwer-
ke der Anbetungsstätten und Tempel, für die unermeßliche Summen
verwandt worden waren. Siege der Waffen und Taten berühmter
Männer wurden durch Bildwerke, Altäre und Gedenktafeln gefeiert.
Das alles machte Athen zu einer einzigen großen Kunstgalerie.
Als Paulus all das Schöne und Großartige schaute und feststellte,
daß die Stadt dem Götzendienst völlig ergeben war, ergriff ihn ein
heiliger Eifer für Gott, den er überall entehrt sah. Sein Herz war von
Mitleid erfüllt für die Einwohner Athens, die trotz all ihrer geistigen
Bildung den wahren Gott nicht kannten.
Der Apostel ließ sich nicht täuschen durch das, was er in die-
sem Mittelpunkt der Gelehrsamkeit sah. Er war geistlich so auf-
geschlossen für die Reize himmlischer Dinge, daß die Freude an
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jenen unvergänglichen Reichtümern und an ihrer Herrlichkeit den
Glanz und die Pracht, die ihn hier umgaben, in seinen Augen wertlos
machten. Angesichts der Herrlichkeit Athens erkannte er, welch eine
verführerische Macht sie auf Freunde der Kunst und Wissenschaft
ausübte und wie wichtig das Werk war, das auf ihn wartete.
In dieser großen Stadt, in der Gott nicht verehrt wurde, bedrückte
Paulus das Gefühl der Einsamkeit. Er sehnte sich nach der Anteilnah-
me und Hilfe seiner Mitarbeiter. Soweit menschliche Freundschaft
in Betracht kam, fühlte er sich ganz allein. In seinem Brief an die
Thessalonicher drückt er sein Empfinden mit den Worten aus, er
habe beschlossen, „in Athen allein zurückzubleiben“.
1.Thessaloni-
cher 3,1
. Unüberwindbar anmutende Schwierigkeiten türmten sich
vor ihm auf und ließen ihm den Versuch, die Herzen der Menschen
zu erreichen, fast hoffnungslos erscheinen.
Paulus war nicht müßig, während er auf Silas und Timotheus
wartete. „Er redete zu den Juden und Gottesfürchtigen in der Syn-
agoge, auch auf dem Markte alle Tage zu denen, die sich herzufan-
den.“
Apostelgeschichte 17,17
. Seine vordringlichste Aufgabe in
Athen aber war, die Heilsbotschaft denen zu bringen, die keine kla-
re Vorstellung von Gott und seiner Heilsabsicht mit der gefallenen