Seite 188 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

184
Das Wirken der Apostel
Menschheit hatten. Bald sollte der Apostel dem Heidentum in seiner
trügerischen und verführerischen Form begegnen.
Schon recht bald erfuhren die Großen von Athen, daß sich in
ihrer Stadt ein ungewöhnlicher Lehrer aufhalte, der dem Volke neue
und fremde Lehren verkündige. Einige dieser Männer suchten Pau-
lus auf und begannen mit ihm ein Gespräch. Schnell sammelte sich
eine Schar von Zuhörern um sie. Einige wollten den Apostel lächer-
lich machen als einen, der gesellschaftlich und auch bildungsmäßig
weit unter ihnen stünde. Spöttisch sagten sie zueinander: „Was will
dieser Schwätzer sagen?“ Andere meinten, er wolle „fremde Götter
verkündigen“, weil er ihnen „das Evangelium von Jesus und von der
[235]
Auferstehung verkündigt“ hatte.
Apostelgeschichte 17,18
.
Unter denen, die Paulus auf dem Marktplatz entgegentraten,
befanden sich auch einige Philosophen, „Epikureer und Stoiker“.
Sie und alle andern, die mit ihm in Berührung kamen, erkannten sehr
bald, daß er über einen größeren Wissensschatz verfügte als sie. Den
Gelehrten nötigte seine Verstandeskraft Achtung ab, während seine
eindrucksvolle, logische Beweisführung und die Macht seiner Rede
die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer fesselte. Sie stellten fest, daß
er kein Anfänger war, sondern seine Lehren vor allen Gruppen mit
überzeugenden Beweisen darzulegen vermochte. Unerschrocken trat
der Apostel seinen Widersachern auf ihrem eigenen Boden entgegen:
Logik stritt mit Logik, Philosophie mit Philosophie, Schlagfertigkeit
mit Schlagfertigkeit.
Seine heidnischen Gegner machten ihn auf das Schicksal des
Sokrates aufmerksam, der zum Tode verurteilt worden war, weil er
fremde Götter verkündigt hatte. Sie rieten Paulus, sein Leben nicht in
gleicher Weise zu gefährden. Doch die Reden des Apostels fesselten
die Aufmerksamkeit des Volkes, und seine natürliche Weisheit ver-
schaffte ihm Achtung und Bewunderung. Er ließ sich weder durch
das Wissen noch durch die Ironie der Philosophen zum Schweigen
bringen. Als sie sich überzeugt hatten, daß er entschlossen war, sei-
nen Auftrag um jeden Preis unter ihnen auszuführen, beschlossen
sie, ihn ruhig anzuhören.
Sie geleiteten ihn auf den Areopag, einen der ehrwürdigsten
Plätze in ganz Athen. Die mit diesem Ort verbundenen Gedanken
und Erinnerungen veranlaßten die Athener zu abergläubischer Ver-
ehrung, die sich bei manchen sogar zu Furcht steigerte. Auf diesem