Seite 189 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Beröa und Athen
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Platz wurden häufig religiöse Angelegenheiten sorgfältig von Män-
nern erörtert, die als höchste Richter für alle Fragen der Moral und
des bürgerlichen Lebens zuständig waren.
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Hier, abseits vom Lärm und von der Hast der belebten Straßen,
fern vom Tumult erregter Streitgespräche, konnte der Apostel unge-
stört zu Worte kommen. Um ihn herum standen Dichter, Künstler
und Philosophen — die Gelehrten und Weisen Athens — und for-
derten ihn auf: „Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre
ist, die du lehrest? Denn du bringst etwas Neues vor unsre Ohren; so
wollen wir gerne wissen, was das sei.“
Apostelgeschichte 17,19.20
.
In dieser Stunde feierlicher Verantwortung blieb der Apostel
ruhig und gefaßt. Eine wichtige Botschaft lastete auf seinem Her-
zen, und die Worte, die über seine Lippen kamen, überzeugten seine
Zuhörer, daß er kein eitler Schwätzer war. „Ihr Männer von Athen“,
sagte er, „ich sehe, daß ihr in allen Stücken gar sehr die Götter fürch-
tet. Ich bin umhergegangen und habe gesehen eure Heiligtümer
und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekannten
Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.“
Apo-
stelgeschichte 17,22.23
. Trotz all ihrer Intelligenz und all ihrem
umfassenden Wissen kannten sie den Gott nicht, der die Welt er-
schaffen hat. Doch einige unter ihnen sehnten sich nach mehr Licht
und suchten den Unendlichen.
Paulus wies mit ausgestreckter Hand auf die mit Götzen über-
ladenen Tempel. Frei und offen sprach er von dem, was sein Herz
bedrückte, und deckte das Trügerische in der Religion der Athener
auf. Die verständigsten seiner Zuhörer waren verwundert, als sie
seine Beweisführung vernahmen. Er zeigte sich vertraut mit ihren
Kunstwerken, ihrer Literatur und ihrer Religion. Auf ihre Bildsäulen
und Götzenbilder deutend, erklärte er, daß Gott nicht mit Dingen
verglichen werden könne, die Menschen ersonnen haben. Diese Göt-
zenbilder konnten nicht im entferntesten die Herrlichkeit des Herrn
darstellen. Sie hatten — daran erinnerte er — kein Leben, sondern
seien von menschlicher Kraft abhängig und könnten sich nur bewe-
gen, wenn sie von Menschenhand bewegt würden. Deshalb seien die
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Anbeter dieser Götzenbilder dem Gegenstand ihrer Anbetung weit
überlegen.
Paulus versuchte die Gedanken seiner götzendienerischen Zuhö-
rer über die Schranken ihrer falschen Religion hinauszuheben und