Seite 190 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
ihnen eine wahre Vorstellung von jener Gottheit zu vermitteln, die sie
bislang den „unbekannten Gott“ genannt hatten. Dieses Wesen, das
er ihnen jetzt verkündigte, war von Menschen unabhängig und hatte
es nicht nötig, daß Menschenhände seiner Macht und Herrlichkeit
etwas hinzufügten.
Das Volk war tief beeindruckt davon, wie der Apostel in über-
zeugender und logischer Rede die Eigenschaften des wahren Gottes,
seine Schöpfermacht und seine allumfassende Vorsehung, darlegte.
Mit eindringlicher, mitreißender Beredsamkeit hob er hervor: „Gott,
der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der ein
Herr ist Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln mit Händen
gemacht; auch läßt er sich nicht von Menschenhänden dienen, als
bedürfe er jemandes, da er doch selber jedermann Leben und Odem
und alles gibt.“
Apostelgeschichte 17,24.25
. Die Himmel sind nicht
groß genug, um Gott zu fassen; wieviel weniger vermögen es die
von Menschenhänden erbauten Tempel.
In jener Zeit des Kastengeistes, da die Rechte des Menschen oft
mißachtet wurden, verkündigte Paulus die wichtige Wahrheit von der
menschlichen Bruderschaft und erklärte: Gott „hat gemacht, daß von
Einem aller Menschen Geschlechter stammen, die auf dem ganzen
Erdboden wohnen“.
Apostelgeschichte 17,26
. In Gottes Augen seien
alle gleich, und jedes menschliche Wesen schulde dem Schöpfer
völligen Gehorsam. Dann zeigte der Apostel, wie sich — einem
goldenen Faden gleich — Gottes Gnade und Barmherzigkeit durch
sein Handeln mit uns Menschen zieht; denn er „hat bestimmt, wie
lange und wie weit sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollten,
ob sie wohl ihn suchen und fühlen möchten; und fürwahr, er ist nicht
ferne von einem jeglichen unter uns“.
Apostelgeschichte 17,26.27
.
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Während Paulus auf die vornehmen Vertreter der Menschheit
verwies, die um ihn her standen, schilderte er mit Worten, die er
einem ihrer Dichter entlehnte, den unendlichen Gott als einen Vater,
dessen Kinder sie seien. „In ihm leben, weben und sind wir“, er-
klärte er; „wie auch etliche Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind
seines Geschlechts. So wir denn göttlichen Geschlechts sind, sollen
wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen
und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken
gemacht. Die Zeit der Unwissenheit zwar hat Gott übersehen; nun