Seite 249 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Zu geistlichem Wachstum berufen
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Bei aller Selbstverleugnung und strengen Selbstzucht konnten
die Teilnehmer an jenen alten Wettkämpfen des Sieges nicht völlig
sicher sein. „Wisset ihr nicht“, fragte Paulus, „daß die, so in der
Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Sieges-
preis?“
1.Korinther 9,24
. Wie eifrig und ernstlich die Läufer auch
kämpften: der Preis konnte doch nur einem zuerkannt werden. Nur
eine Hand konnte den begehrten Siegeskranz ergreifen. Wie oft
mögen manche nach äußerster Kraftanstrengung bereits die Hand
nach dem Kampfpreis ausgestreckt haben; doch dann kam ihnen im
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letzten Augenblick ein anderer zuvor und sicherte sich das begehrte
Kleinod!
Im Glaubenskampf kommt so etwas nicht vor. Keiner, der sich
den geltenden Regeln unterwirft, wird am Ende enttäuscht sein. Wer
sich rückhaltlos einsetzt und darin beharrt, wird auch siegreich sein;
denn hier geht es nicht um einen Wettlauf nur der Schnellen oder
einen Kampf nur der Starken. Der schwächste Gläubige kann ebenso
wie der stärkste die Krone der unvergänglichen Herrlichkeit erlan-
gen. Sieger kann jeder werden, der durch die Kraft der göttlichen
Gnade sein Leben dem Willen Christi unterwirft. Oft wird das prak-
tische Ausleben der im Worte Gottes für den Alltag festgelegten
Grundsätze als zu unwichtig und zu geringfügig angesehen, um sich
ernstlich mit ihm zu befassen. Erkennt man jedoch, was auf dem
Spiele steht, dann ist nichts nebensächlich, das die Erreichung dieses
Zieles fördert oder behindert. Jede einzelne Tat wirft ihr Gewicht
in die Waagschale und entscheidet mit über Sieg oder Niederlage.
Selbst der Lohn, der auf die Sieger wartet, wird sich nach dem Eifer
und der Tatkraft richten, die sie auf den Kampf verwandten.
Der Apostel verglich sich selbst mit einem Teilnehmer am Wett-
kampf, der seine ganze Kraft einsetzt, um den Sieg zu erringen. „Ich
laufe aber so, nicht als aufs Ungewisse“, bekannte er; „ich fechte so,
nicht als der in die Luft schlägt, sondern ich züchtige meinen Leib
und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige und selbst verwerf-
lich werde.“
1.Korinther 9,26.27
. Um nicht „aufs Ungewisse“ zu
laufen oder ohne Zielbewußtsein am Glaubenslauf teilzunehmen,
unterwarf Paulus sich einer strengen Übung. Die Worte „Ich züchti-
ge meinen Leib“ bedeuten buchstäblich, durch Selbstbeherrschung
alle Wünsche, Triebe und Leidenschaften in der Gewalt zu haben.