Seite 299 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Heil unter den Juden
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Berufung können ihn nicht gereuen. Gleicherweise wie ihr zuvor
nicht habt an Gott geglaubt, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt
durch ihren Unglauben, so haben auch jene jetzt nicht wollen glauben
an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie
Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle beschlossen unter den
Unglauben, auf daß er sich aller erbarme.
‚O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der
Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und
unerforschlich seine Wege! Denn „wer hat des Herrn Sinn erkannt,
oder wer ist sein Ratgeber gewesen?“ Oder „wer hat ihm etwas zuvor
gegeben, daß ihm werde wiedervergolten?“ Denn von ihm und durch
ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit¡“
Römer
11,24-36
.
So zeigte Paulus, daß Gott die Herzen der Juden und der Nichtju-
den gleicherweise umwandeln und jedem Christusgläubigen die dem
Volke Israel verheißenen Segnungen gewähren kann. Er wiederholte,
was Jesaja über Gottes Volk ausgesagt hatte: „‚Wenn die Zahl der
Kinder Israel würde sein wie der Sand am Meer, so wird doch nur
der Rest gerettet werden; denn in Kürze wird der Herr sein Wort
vollenden und ausrichten auf Erden.‘ Und wie Jesaja zuvor gesagt
hat: ‚Wenn uns nicht der Herr Zebaoth hätte lassen Nachkommen
übrigbleiben, so wären wir wie Sodom geworden und gleichwie
Gomorra.‘“
Römer 9,27-29
.
Zur Zeit, als Jerusalem zerstört wurde und der Tempel in Trüm-
mern lag, wurden viele tausend Juden als Sklaven in die heidnischen
Länder verkauft. Gleich den Trümmern eines gestrandeten Schiffes,
die an öde Gestade gespült werden, wurden sie unter die Völker
zerstreut. Achtzehnhundert Jahre lang sind die Juden von Land zu
Land durch die ganze Welt gewandert; doch nirgends konnten sie
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ihre einstige Stellung als Volk wiedererlangen. (Anm.: Das heutige
Israel, dessen Bevölkerung nur ein Bruchteil der Juden in aller Welt
ausmacht, kommt in seiner Stellung als Volk in keiner Weise dem
alten Israel während der Regierungszeit Davids und Salomos gleich.)
Angefeindet, gehaßt und verfolgt, haben sie Jahrhunderte hindurch
leiden müssen.
Doch trotz des furchtbaren Geschicks, das über das Volk der
Juden von der Zeit an hereinbrach, da sie Jesus von Nazareth verwar-
fen, lebten unter ihnen ehrbare, gottesfürchtige Männer und Frauen,