Seite 300 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
die schweigend gelitten haben. Gott hat in der Trübsal ihre Herzen
getröstet und mit Erbarmen auf ihre schreckliche Lage geschaut. Er
hat das leidvolle Flehen derer gehört, die ihn von ganzem Herzen
suchten, um zum rechten Verständnis seines Wortes zu gelangen.
Einige haben gelernt, in dem einfachen Nazarener, den ihre Vorfah-
ren verworfen und gekreuzigt haben, den wahren Messias Israels zu
sehen. Wenn sie dann die Bedeutung der wohlvertrauten Weissagun-
gen erfaßt hatten, die durch Überlieferung und falsche Auslegung
so lange verdunkelt waren, wurden ihre Herzen mit Dankbarkeit
gegenüber Gott erfüllt für die unaussprechliche Gabe, die er jedem
Menschenkinde verleiht, das Christus als seinen persönlichen Hei-
land annimmt.
Jene Gruppe meinte Jesaja in seiner Prophezeiung, daß „nur ein
Rest in ihm bekehrt werden“ (
Jesaja 10,22
) wird. Von den Tagen des
Paulus bis heute ist Gott durch seinen Heiligen Geist den Juden und
auch den Heiden nachgegangen. „Es ist kein Ansehen der Person vor
Gott“ (
Römer 2,11
), erklärte Paulus, der sich selbst als „Schuldner
der Griechen und der Nichtgriechen“ (
Römer 1,14
) bezeichnete, also
auch der Juden. Dabei verlor er nie den entscheidenden Vorzug aus
den Augen, den die Juden vor anderen besaßen: „Zum ersten: ihnen
ist anvertraut, was Gott geredet hat.“
Römer 3,2
. Das Evangelium
nennt er „eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben,
die Juden vornehmlich und auch die Griechen. Denn darin wird
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offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus
Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: ‚Der Gerechte
wird aus Glauben leben.‘“
Römer 1,16.17
. Dieses Evangeliums von
Christus, das bei Juden und Nichtjuden in gleicher Weise wirksam
wurde, schämte sich Paulus nach den Worten in seinem Brief an die
Römer nicht.
Würde das Evangelium in seiner Fülle den Juden gebracht wer-
den, dann nähmen viele von ihnen Christus als den Messias an. Nur
wenige christliche Prediger fühlen sich jedoch berufen, unter dem
jüdischen Volk zu wirken. Aber auch ihnen, an denen so oft vorbei-
gegangen wurde, sollte wie allen andern Völkern die Botschaft der
Gnade und Hoffnung in Christus gebracht werden.
Wenn am Ende der Tage die Evangeliumsverkündigung zum
Abschluß gebracht werden soll, erwartet Gott, daß in erster Linie für
die Menschen gearbeitet wird, die bis dahin vernachlässigt worden