Seite 321 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Paulus als Gefangener
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men, beschleunigte er durch sein Bemühen um Ausgleich nur die
Entscheidung. Die Folge war, daß die vorhergesagten Leiden schnel-
ler über ihn hereinbrachen, zu einer Trennung von seinen Brüdern
führten, die Gemeinde um einen ihrer stärksten Pfeiler beraubte und
die Christen in allen Landen mit Kummer erfüllte.
Am folgenden Tag begann Paulus den Rat der Ältesten auszu-
führen. Er ging mit den vier Männern, die das Gelübde des Gott-
geweihten auf sich genommen hatten, dessen vorgesehene Zeit fast
abgelaufen war, „in den Tempel und zeigte an, daß die Tage der Rei-
nigung vollendet seien, sobald für einen jeglichen unter ihnen das
Opfer gebracht wäre“.
Apostelgeschichte 21,26
. Doch noch mußten
bestimmte kostspielige Reinigungsopfer gebracht werden.
Die Paulus zu diesem Schritt geraten hatten, hatten nicht be-
dacht, welcher großen Gefahr sie ihn dadurch aussetzten. Zu dieser
Zeit weilten in Jerusalem Gottesdienstbesucher aus vielen Ländern.
Paulus hatte entsprechend dem Auftrag Gottes das Evangelium den
Nichtjuden gebracht und dabei viele der größten Städte der Welt
besucht. So war er Tausenden von Festteilnehmern, die von auswärts
nach Jerusalem gekommen waren, wohl bekannt. Unter ihnen be-
fanden sich Männer, deren Herzen von bitterem Haß ihm gegenüber
erfüllt waren. Daher war das Betreten des Tempels bei solch einem
öffentlichen Anlaß für ihn mit Lebensgefahr verbunden. Einige Ta-
ge konnte er anscheinend unbemerkt unter den Anbetern aus- und
eingehen, aber als er kurz vor Schluß der angesetzten Frist gerade
mit einem Priester über das darzubringende Opfer sprach, wurde er
von einigen Juden aus Asien erkannt.
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Mit teuflischer Wut stürzten sie sich auf ihn und schrien: „Ihr
Männer von Israel, helft! Dies ist der Mensch, der alle Menschen an
allen Enden lehrt wider unser Volk, wider das Gesetz und wider diese
Stätte.“ Als die Leute diesem Hilferuf folgten, fügten sie eine weitere
Begründung hinzu: „Dazu hat er auch Griechen in den Tempel
geführt und diese heilige Stätte entweiht.“
Apostelgeschichte 21,28
.
Dem jüdischen Gesetz nach war es ein todeswürdiges Verbre-
chen, wenn ein Unbeschnittener die inneren Vorhöfe des heiligen
Bauwerkes betrat. Paulus war in der Stadt in Begleitung des Tro-
phimus, eines Ephesers, gesehen worden, und man vermutete, daß
er ihn in den Tempel gebracht habe. Das hatte er jedoch nicht ge-
tan, und da er selbst ein Jude war, hatte er durch das Betreten des