Seite 322 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
Tempels keineswegs das Gesetz übertreten. Obgleich diese Anklage
völlig falsch war, genügte sie doch, das Vorurteil des Volkes zu er-
regen. Als der Ruf erscholl und die Tempelhöfe erfüllte, geriet die
dort versammelte Menge in Empörung. Schnell verbreitete sich die
Nachricht durch Jerusalem, „und die ganze Stadt ward erregt, und
ward ein Auflauf des Volkes.“
Apostelgeschichte 21,30a
.
Daß ein Abtrünniger Israelit es wagte, den Tempel zu entweihen
in einer Zeit, da Tausende aus allen Teilen der Welt zur Anbetung hin-
gekommen waren, entzündete die Leidenschaften der Volksmassen
aufs heftigste. „Sie griffen aber Paulus und zogen ihn zum Tempel
hinaus. Und alsbald wurden die Türen zugeschlossen.“
Apostelge-
schichte 21,30b
.
„Da sie ihn aber töten wollten, kam die Kunde hinauf vor den
obersten Hauptmann der Schar, wie das ganze Jerusalem in Aufruhr
sei.“
Apostelgeschichte 21,31
. Klaudius Lysias, der die aufrühreri-
schen Elemente, mit denen er es zu tun hatte, wohl kannte, „nahm
alsbald Kriegsknechte und Hauptleute zu sich und lief hinunter zu
ihnen. Da sie aber den Oberhauptmann und die Kriegsknechte sahen,
hörten sie auf Paulus zu schlagen.“
Apostelgeschichte 21,32
. Der
römische Hauptmann kannte nicht die Ursache der Aufregung, er
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sah nur, daß die Wut der Menge sich gegen Paulus richtete, und hielt
ihn für einen ägyptischen Aufrührer, von dem er zwar gehört hatte,
der sich aber bis dahin der Gefangennahme hatte entziehen kön-
nen. So „nahm er ihn an sich und hieß ihn binden mit zwei Ketten
und fragte, wer er wäre und was er getan hätte“.
Apostelgeschich-
te 21,33
. Sogleich erhoben sich viele Stimmen in lauter, zorniger
Anklage. „Einer aber rief dies, der andere das im Volk. Da er aber
nichts Gewisses erfahren konnte um des Getümmels willen, hieß er
ihn in die Burg führen. Und als er an die Stufen kam, mußten ihn
die Kriegsknechte tragen wegen des Ungestüms des Volkes, denn es
folgte viel Volks nach und schrie: Weg mit ihm!“
Apostelgeschichte
21,34-36
.
Inmitten dieses Aufruhrs blieb der Apostel ruhig und gefaßt.
Seine Gedanken waren auf Gott gerichtet, wußte er doch, daß ihn
Engel vom Himmel umgaben. Es gefiel ihm nur nicht, daß er den
Tempel verlassen sollte, ohne den Versuch gemacht zu haben, seinen
Landsleuten die Wahrheit darzulegen. Gerade als er in die Burg
geführt werden sollte, fragte er den Oberhauptmann: „Darf ich mit