Seite 323 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Paulus als Gefangener
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dir reden?“ Lysias erwiderte: „Kannst du Griechisch? Bist du nicht
der Ägypter, der vor diesen Tagen einen Aufruhr gemacht hat und
führte in die Wüste hinaus viertausend Meuchelmörder?“ Paulus
antwortete: „Ich bin ein jüdischer Mann von Tarsus, ein Bürger einer
namhaften Stadt in Cilizien. Ich bitte dich, erlaube mir, zu reden zu
dem Volk.“
Apostelgeschichte 21,37-39
.
Die Bitte wurde ihm gewährt, und so trat Paulus „auf die Stufen
und winkte dem Volk mit der Hand“. Durch diese Geste fesselte
er die Aufmerksamkeit der Juden, und sein Verhalten flößte ihnen
Achtung ein. „Da nun eine große Stille ward, redete er zu ihnen
auf hebräisch und sprach: Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, höret
mir zu, wenn ich mich jetzt vor euch verantworte.“ Beim Klang der
wohlbekannten hebräischen Worte „wurden sie noch stiller“. In dem
allgemeinen Schweigen fuhr er fort:
[406]
„Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Cilicien, aber
erzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels unterwiesen mit
allem Fleiß im väterlichen Gesetz, und war ein Eiferer für Gott,
gleichwie ihr heute alle seid.“
Apostelgeschichte 21,40
;
Apostel-
geschichte 22,1-3
. Niemand konnte die Darlegung des Apostels in
Abrede stellen, denn die Tatsachen, auf die er hinwies, waren vielen,
die noch in Jerusalem wohnten, gut bekannt. Er sprach auch davon,
mit welchem Eifer er einst die Jünger Christi bis in den Tod verfolgt
hatte. Ausführlich schilderte er seinen Zuhörern die Vorgänge bei
seiner Bekehrung, und wie sein stolzes Herz sich schließlich vor
dem gekreuzigten Nazarener gebeugt hatte. Hätte er versucht, sich
mit seinen Gegnern in eine Diskussion einzulassen, so hätten sie sich
hartnäckig geweigert, seinen Worten zuzuhören. Aus dem Bericht
seiner Erfahrung aber klang eine überzeugende Kraft, die zunächst
ihre Herzen besänftigte und überwand.
Dann suchte er ihnen zu erklären, daß er seinen Dienst unter
den Nichtjuden nicht aus eigener Entscheidung aufgenommen habe.
Sein Wunsch sei es gewesen, unter seinem eigenen Volke zu wirken,
aber hier im Tempel habe Gott in einem Gesicht mit ihm geredet
und ihn angewiesen: „Ich will dich ferne unter die Heiden senden!“
Apostelgeschichte 22,17.18.21
.
Bis dahin hatten die Juden mit gespannter Aufmerksamkeit zu-
gehört. Als Paulus in seinem Bericht aber davon sprach, daß er
berufen wurde, Botschafter Christi unter den Nichtjuden zu sein,