Seite 324 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

320
Das Wirken der Apostel
brach ihre Wut aufs neue aus. Sie waren es gewöhnt, sich selbst
für das einzige von Gott auserwählte Volk zu halten. Darum waren
sie nicht bereit, den verachteten Nichtjuden zuzugestehen, daß auch
sie an den Gnadengaben Gottes Anteil haben sollten, die sie bisher
als ausschließlich ihnen gehörend angesehen hatten. Mit überlau-
ter Stimme überschrien sie den Apostel: „Hinweg mit diesem von
der Erde! Denn er darf nicht mehr leben. Da sie aber schrien und
ihre Kleider abwarfen und Staub in die Luft wirbelten, hieß ihn der
[407]
Oberhauptmann in die Burg führen und sagte, daß man ihn geißeln
und verhören sollte, auf daß er erfahre, um welcher Ursache willen
sie so über ihn schrien.
Als man ihn aber zum Geißeln festband, sprach Paulus zu dem
Hauptmann, der dabeistand: Dürft ihr einen Menschen, der römischer
Bürger ist, ohne Urteil geißeln? Da das der Hauptmann hörte, ging er
zu dem Oberhauptmann und berichtete ihm und sprach: Was willst
du tun? Dieser Mensch ist römischer Bürger. Da kam zu ihm der
Oberhauptmann und sprach zu ihm: Sage mir, bist du römischer
Bürger? Er aber sprach: Ja. Und der Oberhauptmann antwortete: Ich
habe dieses Bürgerrecht um eine große Summe erworben. Paulus
aber sprach: Ich aber bin römisch geboren. Da ließen alsbald von
ihm ab, die ihn verhören sollten. Und der Oberhauptmann fürchtete
sich, da er vernahm, daß er römischer Bürger war, und er ihn hatte
festbinden lassen.
Des andern Tages wollte er sicher erkunden, warum er verklagt
wurde von den Juden, und ließ ihn losbinden und hieß die Hohen-
priester und den ganzen Hohen Rat zusammenkommen und führte
Paulus hinunter und stellte ihn vor sie.“
Apostelgeschichte 22,22-30
.
Paulus sollte jetzt vor dem gleichen Gerichtshof verhört werden,
dessen Mitglied er selbst vor seiner Bekehrung war. Innerlich ruhig
stand er vor den jüdischen Führern, seine Gesichtszüge zeugten von
dem Frieden Christi. „Paulus aber sah den Hohen Rat an und sprach:
Ihr Männer, liebe Brüder, ich bin mit allem guten Gewissen gewan-
delt vor Gott bis auf diesen Tag.“
Apostelgeschichte 23,1
. Als sie
diese Worte hörten, entbrannte der Haß aufs neue, und der Hoheprie-
ster Ananias „befahl denen, die um ihn standen, daß sie ihn auf den
Mund schlugen“. Auf diesen rohen Befehl erwiderte Paulus: „Gott
wird dich schlagen, du getünchte Wand! Sitzest du, mich zu richten
nach dem Gesetz, und hießest mich schlagen wider das Gesetz? Die