Seite 357 - Das Wirken der Apostel (1976)

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In Rom
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stus leiblich sehen können, ebenso Hannas, Pilatus, die Priester und
Obersten sowie die römischen Kriegsknechte, aber sie hatten ihn
nicht mit den Augen des Glaubens und nicht als den verherrlichten
Erlöser gesehen. Christus im Glauben zu erfassen und geistlich mit
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ihm verbunden zu sein, sei bedeutsamer, als ihn während seines
Erdenlebens persönlich gekannt zu haben. Solche Gemeinschaft mit
Christus, die Paulus so froh mache, sei inniger und dauerhafter als
jede menschliche Freundschaft auf Erden.
Als Paulus von dem sprach, was er von Jesus von Nazareth als
der Hoffnung Israels wußte, und von dem zeugte, was er gesehen
hatte, wurden alle überzeugt, die aufrichtig nach Wahrheit suchten.
Auf einige machten seine Worte zumindest einen unauslöschlichen
Eindruck. Andere jedoch weigerten sich hartnäckig, das klare Zeug-
nis der Schrift anzunehmen, obwohl es ihnen von einem gegeben
wurde, der vom Heiligen Geist sichtlich erleuchtet war. Sie konn-
ten seine Ausführungen nicht widerlegen, weigerten sich aber, die
Schlußfolgerungen daraus zu ziehen.
Nach der Ankunft des Apostels in Rom verstrichen viele Monate,
ehe die Juden von Jerusalem eintrafen, um ihre Anklagen gegen den
Gefangenen vorzubringen. Wiederholt waren ihre Absichten durch-
kreuzt worden, und jetzt, da Paulus vor dem höchsten Gerichtshof
des Römischen Reiches verhört werden sollte, wollten sie sich keiner
weiteren Niederlage aussetzen. Lysias, Felix, Festus und Agrippa
hatten gesagt, daß sie von seiner Unschuld überzeugt wären. So
konnten seine Feinde nur dann auf Erfolg hoffen, wenn es ihnen
gelang, den Kaiser durch Ränkespiele für sich zu gewinnen. Eine
Verzögerung konnte ihren Plänen nur dienlich sein, denn dadurch
gewannen sie Zeit, ihre Pläne zu schmieden und auszuführen. Des-
halb warteten sie eine Zeitlang, ehe sie ihre Anklagen persönlich
gegen den Apostel erhoben.
Nach Gottes Vorsehung trug dieser Aufschub jedoch zur Förde-
rung des Evangeliums bei. Durch das Entgegenkommen derer, die
Paulus in Gewahrsam hatten, durfte er in einem geräumigen Hause
wohnen, wo er ohne jede Behinderung mit seinen Freunden zusam-
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menkommen konnte, um täglich denen, die es hören wollten, die
Wahrheit auszulegen. So konnte er zwei Jahre hindurch seine Arbeit
fortsetzen. Er „predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn