Seite 361 - Das Wirken der Apostel (1976)

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In Rom
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gezeugt habe in meiner Gefangenschaft, welcher vormals dir unnütz,
jetzt aber dir und mir wohl nütze ist.“
Philemon 9-11
.
Der Apostel bat Philemon, da Onesimus sich bekehrt habe, den
reumütigen Sklaven wie sein eigenes Kind anzunehmen und ihm
solche Liebe zu erweisen, daß er gern bei seinem ehemaligen Herrn
bleibe, „nun nicht mehr wie einen Knecht, sondern mehr als einen
Knecht als einen lieben Bruder“.
Philemon 16
. Er äußerte den
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Wunsch, daß Philemon doch den Onesimus zu ihm zurücksenden
möge, damit dieser ihm in seiner Gefangenschaft dienen könne, so
wie Philemon es selbst gern getan hätte. Er wolle den Dienst des
Onesimus aber nur annehmen, wenn Philemon bereit sei, aus eignem
Antrieb den Sklaven freizugeben.
Der Apostel wußte wohl, mit welcher Strenge die Herren damals
ihre Sklaven behandelten und daß auch Philemon über das Verhal-
ten seines Knechtes höchst ungehalten war. Deshalb bemühte er
sich, sein Schreiben so abzufassen, daß die tiefsten und zartesten
christlichen Empfindungen in ihm wachgerufen würden. Durch die
Bekehrung war Onesimus ein Glaubensbruder geworden. Jede Stra-
fe, die man ihm zufügte, mußte Paulus als ihm persönlich angetan
betrachten.
Der Apostel erklärte sich ferner bereit, für die Schuld des Onesi-
mus aufzukommen, damit dem einstigen Sklaven die Schande der
Bestrafung erspart bliebe und er sich wieder der Vorrechte erfreuen
dürfe, die er verwirkt hatte. „Wenn du mich nun“, so schrieb Paulus
an Philemon, „für deinen Freund hältst, so wollest du ihn aufnehmen
wie mich selbst. Wenn er aber dir Schaden getan hat oder etwas
schuldig ist, das rechne mir an. Ich, Paulus, schreibe das mit meiner
Hand : Ich wil‘s bezahlen.“
Philemon 17-19
.
Welch treffende Darstellung der Liebe Christi zum reumütigen
Sünder! Der Knecht, der seinen Herrn betrogen hatte, besaß nichts,
um den Schaden zu ersetzen. Der Sünder, der jahrelang Gott des
Dienstes beraubt hat, kann seine Schuld ebenfalls nicht begleichen.
Jesus aber tritt zwischen den Sünder und Gott und erklärt: Ich will
die Schuld bezahlen. Verschone den Sünder; ich will an seiner Stelle
leiden.
Nachdem Paulus sich erboten hatte, die Schuld des Onesimus
zu begleichen, erinnerte er Philemon daran, wieviel dieser selbst
ihm verpflichtet sei. Er verdankte ihm sein eigenes Selbst, seit Gott