Seite 57 - Das Wirken der Apostel (1976)

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An der Pforte des Tempels
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euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Matthäus 28,20
. In mensch-
licher Gestalt war er zum Himmel aufgefahren. Sie wußten, daß
er auch vor Gottes Thron ihr Freund und Heiland blieb, daß seine
Zuneigung zu ihnen unveränderlich war und daß er immer mit der
leidenden Menschheit verbunden sein würde. Sie wußten, er würde
das Verdienst seines Blutes vor Gott geltend machen und mit seinen
durchbohrten Händen und Füßen an den Preis erinnern, den er für
seine Erlösten bezahlt hatte. Dieser Gedanke verlieh ihnen die Kraft,
um seinetwillen Schmach zu erdulden. Ihre Verbindung zu ihm war
jetzt inniger als zu der Zeit, da er persönlich bei ihnen gewesen war.
Licht, Liebe und Kraft des innewohnenden Christus strahlten von
ihnen aus, so daß sich die Menschen darüber wunderten.
Den Worten, die Petrus bei seiner Verteidigung sprach, drückte
Christus sein Siegel auf. Neben dem Jünger stand als glaubwürdi-
ger Zeuge der Mann, der auf so wunderbare Weise geheilt worden
war. Der Anblick dieses Mannes, der wenige Stunden zuvor noch
ein hilfloser Krüppel gewesen und dessen Gesundheit nun völlig
wiederhergestellt war, verlieh den Worten des Petrus überzeugendes
Gewicht. Priester und Oberste schwiegen. Sie konnten den Bericht
des Petrus nicht widerlegen, waren aber dennoch fest entschlossen,
der Verkündigung der Jünger Einhalt zu gebieten.
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Das krönende Wunder Christi — die Auferweckung des Lazarus
— hatte die Priester in dem Entschluß bekräftigt, Jesus und seine
herrlichen Werke aus der Welt zu schaffen, die ihren Einfluß auf
das Volk zerstörten. Zwar hatten sie ihn gekreuzigt, aber hier wurde
ihnen nun bewiesen, daß sie weder das Wunderwirken in seinem
Namen noch die Verkündigung der Wahrheit aufhalten konnten.
Schon hatten die Heilung des Gelähmten und die Predigt der Apostel
ganz Jerusalem in Aufregung versetzt.
Um ihre Verwirrung zu verbergen und sich untereinander beraten
zu können, ließen die Priester und Obersten die Apostel wegführen.
Sie waren sich darüber einig, daß es zwecklos wäre, die Heilung
dieses Mannes abzustreiten. Gern hätten sie das Wunder als Betrug
hingestellt, aber das war unmöglich, weil es am hellen Tage vor einer
großen Menschenmenge geschehen und bereits Tausenden bekannt
geworden war. Für um so notwendiger empfanden sie es daher, daß
dem Wirken der Jünger ein Ende bereitet werden müsse, da dieser
Jesus sonst viele Nachfolger gewinnen würde. Sie selbst würden die