Seite 95 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Vom Verfolger zum Jünger
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Während das Licht sie noch umstrahlte, hörte Saulus „eine Stim-
me reden zu mir, die sprach auf hebräisch: Saul, Saul, was verfolgst
du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken. Ich
aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du
verfolgst; aber stehe auf und tritt auf deine Füße.“
Apostelgeschichte
26,14.15
.
Angsterfüllt und fast erblindet durch die Helligkeit des Lichtes
hörten Sauls Begleiter wohl eine Stimme, sahen jedoch niemand.
Saul aber verstand, was gesprochen wurde, und der mit ihm redete,
offenbarte sich ihm als der Sohn Gottes. In dem herrlichen Wesen,
das vor ihm stand, erkannte er den Gekreuzigten. Das Bild des
Angesichtes Jesu prägte sich dem zutiefst getroffenen Juden für
immer ein. Mit erschütternder Macht trafen die Worte sein Herz.
Eine Flut von Licht ergoß sich in sein verdüstertes Gemüt und deckte
die Unwissenheit und den Irrtum seines bisherigen Lebens auf. Er
erkannte die Notwendigkeit, sich vom Heiligen Geist erleuchten zu
lassen.
[118]
Saul wurde nun bewußt, daß er mit der Verfolgung der Jünger
Jesu in Wirklichkeit das Werk Satans betrieben hatte und daß das,
was er für Recht und für seine persönliche Pflicht hielt, sich vor allem
auf sein blindes Vertrauen zu den Priestern und Obersten gegründet
hatte. Ihnen hatte er Glauben geschenkt, als sie versicherten, die
Auferstehungsgeschichte sei eine schlaue Erfindung der Jünger. Nun
aber, da Jesus sich ihm persönlich offenbarte, wurde Saul überzeugt
von der Wahrhaftigkeit dessen, was die Jünger behaupteten.
In jener Stunde himmlischer Erleuchtung arbeitete sein Geist
mit bemerkenswerter Schnelligkeit. Die prophetischen Berichte der
Heiligen Schrift wurden seinem Verständnis geöffnet. Er erkannte,
daß Jesu Verwerfung durch die Juden, seine Kreuzigung, Auferste-
hung und Himmelfahrt von den Propheten vorausgesagt waren und
ihn nun wirklich als den verheißenen Messias auswiesen. Saulus
fielen überraschend klar des Stephanus letzte Worte ein, und ihm
wurde bewußt, daß der Märtyrer tatsächlich die „Herrlichkeit Got-
tes“ schaute, als er sagte: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und
des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen.“
Apostelgeschichte
7,55
. Die Priester hatten diese Worte als Gotteslästerung bezeichnet,
aber Saulus wußte jetzt, daß sie der Wahrheit entsprachen.