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Der Weg zu Christus
Wir sollten uns nicht zum Mittelpunkt unserer Gedanken machen
oder in Angst und Furcht leben, ob wir auch erlöst seien. Dies alles
dient nur dazu, die Herzen von der Quelle der Kraft abzuwenden.
Übergebt eure Rettung Gott und vertraut ihm. Redet von Jesus und
denkt an ihn. Laßt das eigene Ich in ihm aufgehen. Laßt alle Zweifel,
alle Befürchtungen fahren. Sprecht mit dem Apostel Paulus: „Ich
lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was
ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes
Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.“
Galater 2,20
. Ruhet in Gott. Er wird das, was ihr ihm anvertraut habt,
bewahren. Wenn ihr euch ganz und gar seinen Händen überlaßt,
dann werdet ihr durch den, der euch liebt, in allem weit überwinden.
Als Christus menschliche Natur annahm, verband er die Mensch-
heit durch die Liebe so fest mit sich, daß keine andere Gewalt außer
der eigenen Wahl des Menschen diese Bindung aufzulösen imstande
ist. Satan sucht uns immerfort mit allen möglichen Vorspiegelungen
zur Lösung dieses Bandes zu veranlassen, um uns von Christus zu
trennen. Deswegen müssen wir wachen, ringen und beten, damit wir
durch nichts verleitet werden, einen andern Meister zu wählen, ob-
gleich wir vermöge unseres freien Willens immer dazu befähigt sind.
Heften wir vielmehr unsern Blick auf Christus, so wird er uns be-
wahren; wenn wir auf ihn sehen, dann sind wir in Sicherheit. Nichts
kann uns aus seiner Hand reißen. Durch ein beständiges Aufschauen
zu ihm werden wir „verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu
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der andern, als vom Herrn, der der Geist ist“.
2.Korinther 3,18
.
Auf diese Weise wurden die ersten Jünger dem Heiland ähnlich.
Als sie seine Worte hörten, erkannten sie die Notwendigkeit seiner
Hilfe. Sie suchten ihn, fanden ihn und folgten ihm. Sie waren mit
ihm im Hause, bei Tisch, im Kämmerlein und auf dem Felde. Sie
verkehrten mit ihm wie Schüler mit ihrem Lehrer und erhielten täg-
lich von ihm Unterricht in heiligen Wahrheiten. Sie blickten auf ihn
wie die Diener auf ihren Herrn, um ihre Pflichten kennenzulernen.
Jene Jünger waren Menschen „gleich wie wir“.
Jakobus 5,17
. Sie
hatten denselben Kampf mit der Sünde zu kämpfen wie wir; sie
bedurften derselben Gnade, ein heiliges Leben zu führen.
Selbst der Lieblingsjünger Jesu, Johannes, der dem Heiland am
ähnlichsten war, besaß dieses liebevolle Wesen nicht von Natur aus.
Er war nicht nur anmaßend und ehrgeizig, sondern auch ungestüm