Seite 59 - Der Weg zu Christus (1975)

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Wachstum in Christus
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und empfindlich, wenn er beleidigt wurde. Als sich ihm aber die
Göttlichkeit Christi offenbarte, erkannte er seine Mangelhaftigkeit
und ließ sich durch diese Erkenntnis demütigen. Die Kraft und
Geduld, die Macht und Langmut, die Hoheit und Sanftmut, die er
im täglichen Leben des Gottessohnes beobachtete, erfüllten ihn
mit Bewunderung und Liebe. Von Tag zu Tag wurde sein Herz
näher zu Christus gezogen, bis er zuletzt in der Liebe zu seinem
Meister das eigene Ich verlor. Seine anmaßende und ehrgeizige
Gemütsart verschwand, der erneuernde Einfluß des Heiligen Geistes
gab ihm ein neues Herz. Die Macht der Liebe Christi bildete seine
Naturanlagen gänzlich um. Dies ist das Ergebnis der Gemeinschaft
mit Jesu. Wohnt Christus erst in unserm Innern, dann tritt auch eine
gänzliche Veränderung unseres Wesens ein. Der Geist Jesu Christi
und seine Liebe erweichen das Herz, demütigen uns und erheben
unsere Gedanken und Wünsche in den Himmel und zu Gott.
Als Christus gen Himmel fuhr, blieb doch das Gefühl seiner Ge-
genwart bei seinen Nachfolgern; es war eine persönliche Gegenwart
voller Licht und Liebe. Der Heiland Jesus, der mit ihnen gewandelt,
mit ihnen geredet, mit ihnen gebetet, der ihren Herzen Trost und
Hoffnung zugesprochen hatte, wurde mit der Friedensbotschaft auf
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den Lippen von ihnen gen Himmel entrückt. Während die Scharen
der himmlischen Heere ihn empfingen, hörten die Jünger noch den
Klang seiner Stimme: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt
Ende.“
Matthäus 28,20
. Er war in menschlicher Gestalt gen Himmel
gefahren. Sie wußten, daß er vor dem Throne Gottes noch immer
ihr Freund und Heiland blieb, daß seine Liebe unverändert war, daß
er aufs engste mit der leidenden Menschheit in Fühlung stand. Er
brachte das Verdienst seines eigenen Blutes vor Gott dar und zeig-
te ihm seine durchbohrten Hände und Füße in Erinnerung an den
Preis, den er für seine Erlösten bezahlt hatte. Sie wußten, daß er gen
Himmel gefahren war, um für sie Wohnungen zu bereiten, wußten
auch, daß er wiederkommen würde, um sie zu sich zu nehmen.
Wenn diese Jünger sich nach der Himmelfahrt ihres Herrn ver-
sammelten, brachten sie ihre Bitten in Jesu Namen vor den Vater.
Mit Ehrfurcht beugten sie sich im Gebet und wiederholten die Ver-
heißung: „So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen,
so wird er‘s euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem
Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen