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Der Weg zu Christus
wie kein anderer Lehrstoff es zu tun vermag. Doch müssen wir uns
davor hüten, unsere Vernunft, die der menschlichen Schwäche und
Gebrechlichkeit unterworfen ist, zu vergöttern. Wenn die Heilige
Schrift unserm Verständnis nicht dunkel bleiben soll, so daß wir
selbst ihre klarsten Lehren nicht fassen können, dann müssen wir die
Einfachheit und den Glauben eines kleinen Kindes haben, müssen
bereit sein zu lernen und um die Hilfe des Heiligen Geistes bitten.
Die Vorstellung von Gottes Macht und Weisheit einerseits, von un-
serm Unvermögen, seine Größe zu verstehen, anderseits, sollte uns
mit Demut erfüllen; mit derselben heiligen Ehrfurcht, mit der wir
vor seinem Angesicht erscheinen würden, sollten wir auch sein Wort
öffnen. Wenn wir an die Heilige Schrift herantreten, müssen wir
ihre für uns geltende Hoheit anerkennen, müssen das Herz wie den
Verstand stille sein lassen vor dem erhabenen Ich bin.
Augenscheinlich gibt es viele schwierige oder dunkle Dinge, die
Gott denen klar und begreiflich machen kann, die nach dem Ver-
ständnis suchen; jedoch ohne Führung und Leitung des Heiligen
Geistes werden sie die Schrift stets verdrehen oder falsch ausle-
gen. Es wird oft ohne jeglichen Nutzen, ja selbst zum tatsächlichen
Schaden in der Bibel gelesen. Wenn wir das göttliche Wort ohne Ehr-
furcht und Gebet öffnen, wenn unsere Gedanken und Herzen nicht
auf Gott gerichtet sind oder nicht in Einklang mit seinem Willen
stehen, werden wir leicht mit Zweifeln erfüllt. Gerade das Forschen
in der Bibel bestärkt uns dann in unserm Zweifel. Satan hält unse-
re Gedanken gefangen und unterbreitet uns falsche Auslegungen.
Solange die Menschen nicht in Wort und Tat danach trachten, in
Gemeinschaft mit Gott zu leben, werden sie Gefahr laufen, mögen
sie auch noch so gelehrt sein, die Worte der Schrift mißzuverstehen;
es ist daher nicht ratsam, ihren Darlegungen zu vertrauen. Suchen
wir in der Heiligen Schrift nur nach Widersprüchen, so werden wir
nie ein geistliches Verständnis ihres Inhaltes bekommen. Mit unserer
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verkehrten Anschauung werden wir viele Gründe für Zweifel und
Unglauben in Dingen finden, die in Wirklichkeit klar und einfach
sind.
Mögen wir auch noch so sehr die tatsächlichen Ursachen unserer
Zweifel bemänteln, in den meisten Fällen ist es die Liebe zur Sünde.
Die Lehren und Einschränkungen des Wortes Gottes sind unserm
stolzen, die Sünde liebenden Herzen zuwider, und wer Gottes Gebo-