Seite 203 - Der gro

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Der Protest der Fürsten
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friedliche Mittel veranlaßt werden, sich gegen die Reformation zu
erklären; sollte das jedoch ergebnislos sein, wollte der Kaiser zum
Schwert greifen.
Die päpstlich Gesinnten stellten sich in gehobener Stimmung
zahlreich in Speyer ein und legten ihre Feindseligkeit gegen die
Reformatoren und ihre Gönner offen an den Tag. Da sagte Melan-
chthon: „Wir sind der Abschaum und der Kehrricht der Welt; aber
Christus wird auf sein armes Volk herabsehen und es bewahren.“
Den evangelischen Kirchenfürsten, die an dem Reichstag teilnah-
men, wurde es sogar untersagt, das Evangelium in ihrer Wohnung
predigen zu lassen. Doch die Menschen in Speyer dürsteten nach
dem Worte Gottes, und Tausende strömten trotz des Verbotes zu
den Gottesdiensten, die in der Kapelle des Kurfürsten von Sachsen
abgehalten wurden.
Dies beschleunigte die Entscheidung. Eine kaiserliche Botschaft
forderte den Reichstag auf, den Gewissensfreiheit gewährenden
Beschluß, da er zu großen Unordnungen Anlaß gegeben habe, für
null und nichtig zu erklären. Diese willkürliche Handlung erregte bei
den evangelischen Christen Entrüstung und Bestürzung. Einer sagte:
„Christus ist wieder in den Händen von Kaiphas und Pilatus.
Die
Römlinge wurden immer heftiger. Ein von blindem Eifer ergriffener
Päpstlicher erklärte: „Die Türken sind besser als die Lutheraner;
denn die Türken beobachten das Fasten, und diese verletzen es. Man
darf eher die Schrift als die alten Irrtümer der Kirche verwerfen.“
Melanchthon schrieb über Faber, den Beichtvater König Ferdinands
und späteren Bischof von Wien: „Täglich schleuderte er in seinen
Predigten einen neuen Pfeil gegen die Evangelischen.
Die religiöse Duldung war gesetzlich eingeführt worden, und
die evangelischen Länder waren entschlossen, sich jedem Eingriff in
ihre Rechte zu widersetzen. Luther, der noch immer unter der durch
das Edikt von Worms auferlegten Reichsacht stand, durfte in Speyer
nicht teilnehmen; seine Stelle nahmen seine Mitarbeiter und die
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Fürsten ein, die Gott erweckt hatte, seine Sache bei diesem Anlaß
zu verteidigen. Der edle Kurfürst Friedrich von Sachsen, Luthers
früherer Beschützer, war gestorben; aber auch Kurfürst Johann, sein
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D‘Aubigné, ebd., 13.Buch, 5.Abschnitt, 51ff.
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D‘Aubigné, ebd., 13.Buch, 5.Abschnitt, 51ff.