Seite 117 - Der gro

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Hus und Hieronymus
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worden waren. In fast jeder Generation habe es Männer gegeben, die
das Volk ihrer Zeit zu läutern suchten, aber mit Vorwürfen überhäuft
und ausgestoßen wurden; erst später habe sich herausgestellt, daß sie
aller Ehren würdig waren. Christus selbst sei von einem ungerechten
Gericht als Übeltäter verdammt worden.
Hieronymus hatte bei seinem Widerruf der Rechtlichkeit des
Urteils zugestimmt, das Hus verdammt hatte; nun bereute er seine
Handlungsweise und zeugte von der Unschuld und Heiligkeit des
Märtyrers. „Ich kannte ihn von seiner Kindheit an“, sagte er, „er war
ein außerordentlich begabter Mann, gerecht und heilig; er wurde trotz
seiner Unschuld verurteilt ... Ich bin ebenfalls bereit zu sterben. Ich
schrecke nicht zurück vor den Qualen, die mir von meinen Feinden
und falschen Zeugen bereitet werden, welche eines Tages vor dem
großen Gott, den nichts täuschen kann, für ihre Verleumdungen
Rechenschaft ablegen müssen.
Sich selbst wegen seiner Verleugnung der Wahrheit anklagend,
fuhr Hieronymus fort: „Überdem nagt und plagt mich keine Sünde,
die ich von Jugend an getan habe, so hart, als die an diesem pestilen-
zischen Ort begangene, da ich dem unbilligen Urteil, so über Wiklif
und den heiligen Märtyrer Hus, meinen getreuen Lehrer, verhängt
wurde, beistimmte und aus Zagheit und Todesfurcht sie verfluchte.
Deshalb ich an derselben Stelle dagegen durch Hilfe, Trost und Bei-
stand Gottes und des Heiligen Geistes frei öffentlich mit Herz und
Mund und Stimme bekenne, daß ich meinen Feinden zu Gefallen
sehr viel Übels getan habe. Ich bitte Gott, mir solches aus Gnaden
zu verzeihen und aller meiner Missetaten, worunter diese die größte
ist, nicht zu gedenken.
Dann wandte sich Hieronymus an seine Richter mit den kühnen
Worten: „Ihr habt Wiklif und Hus verdammt, nicht etwa, weil sie an
den Lehren der Kirche gerüttelt, sondern weil sie die Schandtaten
der Geistlichkeit, ihren Aufwand, Hochmut und ihre Laster gebrand-
markt hatten. Ihre Behauptungen sind unwiderlegbar, auch ich halte
daran fest, gleichwie sie.“
[113]
1
Bonnechse, ebd., 2.Buch, 151
1
Theobald, „Hussitenkrieg“ 162; Vrie, „Hist. Conc. Const.“ 183