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Luthers Trennung von Rom
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tes Gabe werde durch Geld erlangt!“
Apostelgeschichte 8,20
. Aber
Tetzels Anerbieten wurde von Tausenden gierig ergriffen. Gold und
Silber flossen in seinen Kasten. Eine Seligkeit, die mit Geld er-
kauft werden konnte, war leichter zu erlangen als eine solche, die
Reue, Glauben und eifrige Anstrengungen erforderte, der Sünde zu
widerstehen und sie zu überwinden.
Der Ablaßlehre hatten sich schon gelehrte und fromme Männer
in der römischen Kirche widersetzt, und es gab viele, welche den
Behauptungen, die der Vernunft und der Offenbarung zuwider waren,
nicht vertrauten. Kein Geistlicher wagte es indessen, seine Stimme
gegen diesen gottlosen Handel zu erheben; aber die Gemüter der
Menschen wurden beunruhigt und ängstlich, und viele fragten sich
ernsthaft, ob Gott nicht durch irgendein Werkzeug die Reinigung
seiner Kirche bewirken würde.
Obwohl Luther noch immer ein sehr eifriger Anhänger des
Papstes war, erfüllten ihn die gotteslästerlichen Anmaßungen der
Ablaßkrämer mit Entsetzen. Viele aus seiner eigenen Gemeinde hat-
ten sich Ablaßbriefe gekauft und kamen bald zu ihrem Beichtvater,
bekannten ihre verschiedenen Sünden und erwarteten Freisprechung,
nicht weil sie bußfertig waren und sich bessern wollten, sondern auf
Grund des Ablasses. Luther verweigerte ihnen die Freisprechung
und warnte sie, daß sie, wenn sie nicht bereuten und ihren Wandel
änderten, in ihren Sünden umkämen. In großer Bestürzung suchten
sie Tetzel auf und klagten ihm, daß ihr Beichtvater seine Briefe ver-
worfen habe; ja, einige forderten kühn die Rückgabe ihres Geldes.
Der Mönch wurde zornig. Er äußerte die schrecklichsten Verwün-
schungen, ließ etliche Male auf dem Markt ein Feuer anzünden und
„weiset damit, wie er vom Papste Befehl hätte, die Ketzer, die sich
wider den Allerheiligsten, den Papst und seinen allerheiligsten Ablaß
legten, zu verbrennen“
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Luther nahm nun kühn sein Werk als Kämpfer für die Wahrheit
auf. Seine Stimme war in ernster, feierlicher Warnung von der Kanzel
zu hören. Er zeigte dem Volk das Schändliche der Sünde und lehrte,
daß es für den Menschen unmöglich sei, durch seine eigenen Werke
die Schuld zu verringern oder der Strafe zu entrinnen. Nichts als
die Buße vor Gott und der Glaube an Christus könne den Sünder
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Luther, Walch XV 471