Seite 146 - Der gro

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Der große Kampf
bannes mächtigen Monarchen Schrecken eingeflößt und gewaltige
Reiche mit Elend und Verwüstung erfüllt. Alle von Roms Fluch
Betroffenen wurden allgemein mit Furcht und Entsetzen angesehen;
sie wurden von dem Verkehr mit ihren Glaubensbrüdern ausge-
schlossen und als Geächtete behandelt, die man hetzen müsse, bis
sie ausgerottet seien. Luther war nicht blind gegen den über ihn
hereinbrechenden Sturm; aber er stand fest, vertrauend auf Christus,
der sein Helfer und sein Schirm sei. Mit dem Glauben und dem Mut
eines Märtyrers schrieb er: „Wie soll es werden? Ich bin blind für
die Zukunft und nicht darum besorgt sie zu wissen ... Wohin der
Schlag fällt, wird mich ruhig lassen ... Kein Baumblatt fällt auf die
Erde ohne den Willen des Vaters, wieviel weniger wir ... Es ist ein
geringes, daß wir um des Wortes willen sterben oder umkommen,
da er selbst im Fleisch erst für uns gestorben ist. Also werden wir
mit demselben aufstehen, mit welchem wir umkommen und mit
ihm durchgehen, wo er zuerst durchgegangen ist, daß wir endlich
dahin kommen, wohin er auch gekommen ist und bei ihm bleiben
ewiglich.
Als die päpstliche Bulle Luther erreichte, schrieb er: „Endlich
ist die römische Bulle mit Eck angekommen ... Ich verlache sie nur
und greife sie jetzt als gottlos und lügenhaft ganz eckianisch an.
Ihr sehet, daß Christus selbst darin verdammt werde ... Ich freue
mich aber doch recht herzlich, daß mir um der besten Sache willen
Böses widerfahre ... Ich bin nun viel freier, nachdem ich gewiß weiß,
daß der Papst als der Antichrist und des Satans Stuhl offenbarlich
erfunden sei.
Doch der Erlaß Roms blieb nicht wirkungslos. Gefängnis, Folter
und Schwert erwiesen sich als mächtige Waffen, um Gehorsam zu
erzwingen. Schwache und Abergläubische erzitterten vor dem Erlaß
des Papstes. Während man Luther allgemein Teilnahme bekundete
hielten doch viele ihr Leben für zu kostbar, um es für die Reformation
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zu wagen. Alles schien darauf hinzudeuten, daß sich das Werk des
Reformators seinem Abschluß näherte.
Luther aber blieb noch immer furchtlos. Rom hatte seine Bann-
flüche gegen ihn geschleudert, und die Welt schaute zu in der siche-
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Enders, Bd. II 484,485, 1.10.1520; D‘Aubigné, ebd., 6.Buch, Kapitel 1. S.113
1
Enders, Bd. II 491, 12.10.1520