Seite 211 - Der gro

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Der Protest der Fürsten
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Die Reformation sollte vor den Gewaltigen dieser Erde zu noch
größerer Bedeutung gelangen. Den evangelischen Fürsten war von
König Ferdinand versagt worden, gehört zu werden; aber es sollte
ihnen Gelegenheit geboten werden, ihre Sache in Gegenwart des
Kaisers und der Würdenträger des Staates und der Kirche vorzu-
tragen. Um den Zwiespalt beizulegen, der das Reich beunruhigte,
rief Karl V. im folgenden Jahr nach dem Protest von Speyer den
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Reichstag nach Augsburg zusammen und gab bekannt, daß er die
Absicht habe, persönlich den Vorsitz zu führen. Dorthin wurden die
Führer der Protestanten geladen.
Angesichts der drohenden Gefahren stellten die Fürsprecher der
Reformation ihre Sache Gott anheim und gelobten, am Evangelium
festzuhalten. Der Kurfürst von Sachsen wurde von seinen Räten
gedrängt, nicht auf dem Reichstag zu erscheinen; denn der Kaiser
verlange nur die Anwesenheit der Fürsten, um sie in eine Falle zu
locken. Es sei „ein Wagnis, sich mit einem so mächtigen Feinde in
dieselben Mauern einzuschließen.
Doch andere erklärten hoch-
herzig, „die Fürsten sollten Mut haben, und Gottes Sache werde
gerettet.
Luther sagte: „Gott ist treu — und wird uns nicht las-
sen.
Der Kurfürst und sein Gefolge begaben sich nach Augsburg.
Alle kannten die Gefahren, die ihm drohten, und viele gingen mit dü-
steren Blicken und beunruhigten Herzen einher. Doch Luther, der sie
bis Coburg begleitete, ließ ihren sinkenden Glauben wieder aufleben,
indem er ihnen das Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“ vorsang.
Manche bange Ahnung wurde verscheucht, manches schwere Herz
fühlte unter den Klängen dieses begeisternden Liedes den auf ihm
lastenden Druck weichen.
Die reformierten Fürsten hatten beschlossen, eine Darlegung
ihrer Auffassungen in systematischer Zuammenstellung mit Beweis-
stellen aus der Heiligen Schrift auszuarbeiten, um sie dem Reichstag
vorzulegen; die Aufgabe dieser Bearbeitung wurde Luther und Me-
lanchthon sowie ihren Gefährten übertragen. Das auf diese Weise
zum Ausdruck gebrachte Bekenntnis wurde von den Protestanten als
eine Erklärung ihres Glaubens angenommen, und sie versammelten
sich, um dem wichtigen Schriftstück ihre Unterschriften beizufügen.
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D‘Aubigné, ebd., 14.Buch, 2.Abschnitt, 110
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D‘Aubigné, ebd., 14.Buch, 2.Abschnitt, 110
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D‘Aubigné, ebd., 14.Buch, 2.Abschnitt, 110