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Die Reformation in Frankreich
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Freunden der Reformation Trauer hervor; aber sein Beispiel war
nicht vergebens. „Wir wollen“, sagten die Wahrheitszeugen, „mit
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gutem Mut dem Tod entgegengehen, indem wir unseren Blick nach
dem jenseitigen Leben richten.
Während der Verfolgung in Meaux wurde den Lehrern des refor-
mierten Glaubens das Recht zu predigen entzogen. Daraufhin bega-
ben sie sich in andere Gebiete. Faber ging bald darauf nach Deutsch-
land, während Farel in seine Geburtsstadt im östlichen Frankreich
zurückkehrte, um das Licht in der Heimat seiner Kindheit zu verbrei-
ten. Dort waren die Vorgänge von Meaux bereits bekannt geworden,
und es fanden sich Zuhörer, als er die Wahrheit mit unerschrocke-
nem Eifer lehrte. Die Behörden aber fühlten sich veranlaßt, ihn zum
Schweigen zu bringen und wiesen ihn aus der Stadt. Wenn er nun
auch nicht länger öffentlich arbeiten konnte, durchzog er doch die
Ebenen und Dörfer, lehrte in Privatwohnungen und auf einsam gele-
genen Wiesen und fand Schutz in den Wäldern und felsigen Höhlen,
die ihm in seiner Jugend als Schlupfwinkel gedient hatten. Gott
bereitete ihn für größere Prüfungen vor. „Kreuz und Verfolgung
und die Umtriebe Satans“, schrieb er, „haben mir nicht gefehlt; sie
sind stärker gewesen, als daß ich aus eigener Kraft sie hätte aushal-
ten können; aber Gott ist mein Vater, er hat mir alle nötige Kraft
verliehen und wird es auch ferner tun.
Wie in den apostolischen Tagen war die Verfolgung „nur mehr
zur Förderung des Evangeliums geraten“.
Philipper 1,12
. Aus Paris
und Meaux waren sie vertrieben worden, und „die nun zerstreut
waren, gingen um und predigten das Wort“.
Apostelgeschichte 8,4
.
Auf diese Weise fand das Licht seinen Weg in viele der entlegensten
Provinzen Frankreichs.
Gott bereitete noch immer Mitarbeiter darauf vor, seine Sache
auszudehnen. In einer der Schulen in Paris war ein tiefsinniger, ruhi-
ger Jüngling, der bereits Beweise eines gewaltigen, durchdringenden
Verstandes gegeben hatte und sich nicht weniger durch die Reinheit
seines Lebens als durch vernünftigen Eifer und religiöse Hingabe
auszeichnete. Seine Talente und sein Fleiß machten ihn bald zum
Stolz der Schule, und man sagte sich zuversichtlich, daß Johannes
1
D‘Aubigné, ebd., 2.Buch, Kapitel 16
1
D‘Aubigné, „Geschichte der Reformation“, 12.Buch, 9.Abschnitt, 344