Seite 268 - Der gro

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Der große Kampf
widerstehlichen Antrieb der göttlichen Gnade zur Frömmigkeit und
Tugend angeleitet würden“, wogegen die zur ewigen Verdammnis
Bestimmten „nicht die Kraft hätten, dem göttlichen Gesetz Gehor-
sam zu leisten“.
Andere, die gleichfalls behaupteten, dass die Auserwählten we-
der von der Gnade abfallen noch der göttlichen Gunst verlustig gehen
könnten, kamen zu der noch schrecklicheren Annahme, daß „die
bösen Handlungen, welche sie begehen, in Wirklichkeit nicht sünd-
haft seien noch als Übertretung des göttlichen Gesetzes betrachtet
werden könnten, und daß sie folglich keinen Grund hätten, ihre Sün-
den zu bekennen, noch sich von ihnen durch Buße abzuwenden“
Deshalb erklärten sie, dass selbst eine der gröbsten Sünden, „die
allgemein als eine schreckliche Übertretung des Gesetzes Gottes
betrachtet werde, in Gottes Augen keine Sünde sei“, wenn sie von
einem seiner Auserwählten begangen werde, „da es eins der wesent-
lichen und auszeichnenden Merkmale der Auserwählten des Herrn
sei, nichts tun zu können, das entweder nicht wohlgefällig vor Gott
oder durch das Gesetz verboten ist“.
Diese ungeheuerlichen Lehren sind wesentlich die gleichen wie
die späteren Lehren der beim Volke beliebten Erzieher und Theolo-
gen: daß es kein unveränderliches göttliches Gesetz als Richtmaß
des Rechtes gebe, sondern daß der Maßstab der Sittlichkeit durch die
Gesellschaft selbst bestimmt wird und beständig dem Wechsel unter-
worfen war. Alle diese Gedanken sind von demselben Geisterfürsten
eingegeben, der einst unter den sündlosen Bewohnern des Himmels
sein Werk anfing und versuchte, die gerechten Einschränkungen des
Gesetzes Gottes zu beseitigen.
Die Lehre von der Unverbrüchlichkeit der göttlichen Verord-
nung, die ein für allemal das Wesen des Menschen bestimmt, hat
viele zu einer wirklichen Verwerfung des Gesetzes Gottes geführt.
Wesley trat den Irrtümern der gesetzesfeindlichen (antinomistischen)
Lehrer standhaft entgegen und zeigte, daß diese Lehre, die zur Geset-
zesverwerfung führte, der Heiligen Schrift zuwiderlief. „Denn es ist
erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“ — „Denn
solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland, welcher
will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der
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Mc Clintock und Strongs Enzyklopädie, Art. Antinomians