Seite 278 - Der gro

Basic HTML-Version

274
Der große Kampf
vogelfrei erklärt. Man setzte Kopfpreise aus und hetzte sie von Ort
zu Ort wie wilde Tiere.
Im 18.Jahrhundert hielt die „Gemeinde in der Wüste“, die weni-
gen Nachkommen der alten Christen, die versteckt in den Gebirgen
des südlichen Frankreichs übriggeblieben waren, noch immer am
ehrwürdigen Glauben ihrer Väter fest. Wagten sie es, sich nachts
an den Gebirgsabhängen oder auf der einsamen Heide zu versam-
meln, wurden sie von den Dragonern verfolgt und zu lebensläng-
licher Gefangenschaft auf die Galeeren geschleppt. Die Reinsten,
die Gebildesten und Verständigsten der Franzosen wurden unter
schrecklichen Qualen mit Räubern und mit Meuchelmördern zu-
sammengekettet
Andern widerfuhr eine barmherzigere Behand-
lung: sie wurden, während sie unbewaffnet und hilflos betend auf
die Knie fielen, kaltblütig niedergeschossen. Hunderte von betag-
ten Männern, wehrlosen Frauen und unschuldigen Kindern wurden
am Versammlungsort tot auf dem Boden liegend zurückgelassen.
Beim Durchstreifen der Gebirgsabhänge oder der Wälder, wo sie
sich gewöhnlich versammelten, waren nicht selten „alle vier Schritte
Leichname auf dem Rasen oder an den Bäumen hängend zu finden“.
Ihr Land, von Schwert, Henkerbeil und Feuerbrand verwüstet, „wur-
de zu einer großen düsteren Wildnis ... Diese Greuel wurden nicht
in dem finsteren Zeitalter ..., sondern in jener glänzenden Zeitperi-
ode Ludwigs XIV. begangen. Die Wissenschaften wurden damals
gepflegt, die Literatur blühte, die Geistlichkeit des Hofes und der
Hauptstadt waren gelehrte und beredte Männer, welche sich gern
mit dem Anschein der Demut und der Liebe zierten.
Doch das schwärzeste in dem schwarzen Verzeichnis der Verbre-
chen, die schrecklichste unter den höllischen Taten aller Schreckens-
jahrhunderte war die blutige Bartholomäusnacht (1572). Noch er-
innert sich die Welt mit Schaudern und Entsetzen jenes besonders
grausamen und feigen Gemetzels. Der König von Frankreich geneh-
migte, durch römische Priester und Prälaten gedrängt, das schreckli-
che Werk. Eine Glocke gab in nächtlicher Stille das Zeichen zum
[273]
Blutbad, Tausende von Hugenotten, die ruhig in ihren Wohnungen
schliefen und sich auf die verpfändete Ehre des Königs verließen,
1
Wylie, „History of Protestanitsm“, 22.Buch, Kapitel 6
1
Wylie, 22.Buch, Kapitel 7