Seite 279 - Der gro

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Die Bibel und die Französische Revolution
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wurden ohne Warnung hervorgeschleppt und kaltblütig niederge-
macht.
Wie Christus unsichtbar sein Volk aus der ägyptischen Knecht-
schaft führte, so unsichtbar leitete Satan seine Untertanen in diesem
schrecklichen Werk, die Zahl der Märtyrer zu vergrößern. Sieben
Tage lang wurde das Gemetzel in Paris fortgesetzt; an den ersten
drei Tagen mit unbegreiflicher Raserei. Auf besonderen Befehl des
Königs erstreckte es sich nicht nur auf Paris selbst, sondern auch
auf alle Provinzen und Städte, in denen sich Protestanten befanden.
Weder Alter noch Geschlecht wurde geachtet, weder der unschuldi-
ge Säugling noch der Greis blieben verschont. Der Adlige wie der
Bauer, alt und jung, Mutter und Kind wurden zusammen niederge-
hauen. Das Gemetzel hielt in ganz Frankreich zwei Monate lang an.
Siebzigtausend der Besten der Nation kamen ums Leben.
„Als die Nachricht von dem Blutbad Rom erreichte, kannte die
Freude der Geistlichkeit keine Grenzen. Der Kardinal von Lothrin-
gen belohnte den Boten mit tausend Kronen, der Domherr von St.
Angelo ließ hundert Freudenschüsse abgeben, die Glocken läuteten
von jedem Turm, Freudenfeuer verwandelten die Nacht in einen
Tag, und Gregor XIII. zog, begleitet von den Kardinälen und andern
geistlichen Würdenträgern, in einer großen Prozession nach der Kir-
che von St. Ludwig, wo der Kardinal von Lothringen ein Tedeum
sang ... Zur Erinnerung an das Gemetzel wurde eine Gedenkmünze
geprägt, und im Vatikan kann man drei Freskogemälde von Vasari
sehen, welche den Angriff auf den Admiral, den König, wie er im
Rate das Hinschlachten plante, und das Blutbad selbst darstellen.
Gregor sandte Karl die goldene Rose und hörte vier Monate später ...
ruhigen Gemüts die Predigt eines französischen Priesters an ..., der
von jenem Tage des Glücks und der Freude sprach, als der Heilige
Vater die Nachricht empfing und höchst feierlich hinging, um Gott
und St. Ludwig seinen Dank darzubringen.
Der gleiche mächtige Geist, der zu dem Blutbad in der Bartholo-
mäusnacht den Antrieb gab, bekundete sich auch in den Ereignissen
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der Revolution. Jesus Christus wurde als Betrüger hingestellt, und
der gemeinsame Kampfruf der französischen Gottesleugner hieß:
„Nieder mit dem Elenden!“, womit sie Christus meinten. Den Him-
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White, „The Massacre of St. Bartholomew“, Kapitel 14,34. Abschnitt