Seite 303 - Der gro

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Ein Zufluchtsort
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Magistrat, wenn er die Macht hat, heute diese und morgen jene Mei-
nungen oder Bekenntnisse vorschreiben mag, wie es in England von
den verschiedenen Königen und Königinnen und in der römischen
Kirche von etlichen Päpsten und Konzilien getan wurde, so daß der
Glaube zu einem einzigen Chaos würde.
Den Gottesdiensten der Staatskirche beizuwohnen, wurde unter
Androhung von Geld- oder Gefängnisstrafe verlangt. „Williams miß-
billigte dieses Gesetz; denn die schlimmste Satzung im englischen
Gesetzbuch sei die, welche den Besuch der Landeskirche verlange.
Leute zu zwingen, sich mit Andersgläubigen zu vereinen, betrachtete
er als eine offene Verletzung ihrer natürlichen Rechte; Religionsver-
ächter und Unwillige zum öffentlichen Gottesdienst zu schleppen,
hieße Heuchelei verlangen ... ‚Niemand sollte zur Anbetung oder
Unterstützung eines Gottesdienstes gezwungen werden‘, fügte er
hinzu. — ‚Was¡ riefen seine Gegner über seine Grundsätze erstaunt
aus, ‚ist nicht der Arbeiter seines Lohnes wert¿ — ‚Ja‘, erwiederte
er, ‚von denen, die ihn dingen.‘
Rogger Williams wurde als ein getreuer Prediger, als ein Mann
von seltenen Gaben, von unbeugsamer Rechtschaffenheit und echter
Güte geachtet und geliebt; doch konnte man es nicht vertragen,
daß er den zivilen Behörden so entschieden das Recht absprach,
über der Kirche zu stehen, und daß er religiöse Freiheit verlangte.
Die Anwendung dieser neuen Lehre, behauptete man, „würde die
Grundlage der Regierung des Landes untergraben“
Er wurde aus
den Kolonien verbannt und sah sich schließlich, um der Verhaftung
zu entgehen, gezwungen, inmitten der Kälte und der Stürme des
Winters in die noch dichten, unberührten Wälder zu fliehen.
„Vierzehn Wochen lang“, so schrieb er, „mußte ich mich in der
bitteren Jahreszeit herumschlagen, und ich wußte nicht, was Brot
oder Bett heißt. Die Raben speisten mich in der Wüste.
Ein hohler
Baum diente ihm oft als Obdach. Auf diese Weise setzte er seine
mühevolle Flucht durch Schnee und pfadlose Wälder fort, bis er bei
einem Indianerstamm Zuflucht fand, dessen Vertrauen und Liebe
er gewann, während er sich bemühte, ihnen die Wahrheiten des
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Martyn, Bd. V, 340
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Bancroft, 1.Teil, Kap.15,2. Abschnitt
1
Bancorft, 1.Teil, Kapitel 15,10. Abschnitt
1
Martyn, Bd. V, 349f.