Seite 365 - Der gro

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Eine große religiöse Erweckung
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aber bald als Abtrünniger von ihnen vertrieben und mußte sich allein
und mittellos seinen Weg unter Fremden bahnen. Er zog von Ort
zu Ort, studierte fleißig und verdiente sich seinen Unterhalt durch
hebräischen Sprachunterricht. Durch den Einfluß eines katholischen
Lehrers wurde er zum päpstlichen Glauben geführt, und er faßte
den Entschluß, Missionar unter seinem eigenen Volk zu werden. In
dieser Absicht ging er wenige Jahre später an das katholische Missi-
onsinstitu
nach Rom, um dort seine Studien fortzusetzen. Hier trug
ihm seine Gewohnheit, unabhängig zu denken und offen zu reden,
den Vorwurf der Ketzerei ein. Er griff vorbehaltlos die Mißbräuche
der Kirche an und betonte die Notwendigkeit einer Umgestaltung.
Obgleich er zuerst von den päpstlichen Würdenträgern mit besonde-
rer Gunst behandelt worden war, mußte er doch nach einiger Zeit
Rom verlassen. Unter der Aufsicht der Kirche ging er von Ort zu
Ort, bis man sich überzeugt hatte, daß er sich niemals dem Joch
der römischen Kirche unterwerfen würde. Man nannte ihn unver-
besserlich und ließ ihn gehen, wohin er wollte. Er schlug nun den
Weg nach England ein und trat, indem er den protestantischen Glau-
ben annahm, zur anglikanischen Kirche über. Nach zweijährigem
intensivem Studium begann er im Jahre 1821 sein Lebenswerk.
Während Wolff die große Wahrheit von der ersten Ankunft Chri-
sti als „des Allerverachtetsten und Unwertesten, voller Schmerzen
und Krankheit“ annahm, erkannte er, daß die Weissagungen mit
gleicher Deutlichkeit seine Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit
vor Augen führten. Und während er sein Volk zu Jesus von Nazareth,
dem Verheißenen, führen und dessen Erscheinen in Niedrigkeit als
ein Opfer für die Sünden der Menschen zeigen wollte, wies er sie
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gleichzeitig auf Christi Wiederkunft als König und Erlöser hin.
Er sagte: „Jesus von Nazareth, der wahre Messias, dessen Hände
und Füße durchbohrt wurden, der wie ein Lamm zur Schlachtbank
geführt wurde, der ein Mann der Schmerzen und Leiden war, der
zum erstenmal kam, nachdem das Zepter von Juda und der Herr-
scherstab von seinen (Judas) Füßen gewichen war, wird zum zweiten
Male kommen in den Wolken des Himmels mit der Posaune des
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Das „Collegium pro fide Propaganda“, an dem außer Theologie, Philosophie und
Kirchenrecht noch Hebräisch, Arabisch, Syrisch, Griechisch und Armenisch gelehrt wur-
de.