Seite 572 - Der gro

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Der große Kampf
es geltend macht, ein Zeichen seiner Macht ist. Es ist der Geist des
Papsttums — der Geist der Übereinstimmung mit weltlichen Sitten,
die Verehrung menschlicher Überlieferungen statt der Gebote Gottes
—, der die protestantischen Kirchen durchdringt und sie dahin führt,
den Sonntag zu erheben, wie es das Papsttum vor ihnen getan hat.
Will der Leser die in dem bald anbrechenden Kampf wirkenden
Kräfte verstehen so braucht er nur den Bericht über die Mittel und
Wege zu verfolgen, die Rom in der Vergangenheit für das gleiche
Ziel angewandt hat. Möchte er wissen, wie Katholiken und Prote-
stanten gemeinsam jene behandeln werden, die ihre Glaubenssätze
verwerfen, dann achte er auf den Geist, den Rom gegen den Sabbat
und dessen Verteidiger bekundet hat.
Kaiserliche Erlasse, allgemeine Konzilien und Kirchenverord-
nungen, unterstützt von weltlicher Macht, waren die Stufen, auf
denen der heidnische Festtag zu seiner Ehrenstellung in der christ-
lichen Welt emporstieg. Die erste öffentliche Maßnahme, die die
Sonntagsfeier erzwang, war das von Konstantin erlassene Gesetz.
(Siehe Anm. 005) Dieses Gesetz verlangte von der Stadtbevölkerung,
am „ehrwürdigen Tag der Sonne“ zu ruhen, gestattete jedoch der
Landbevölkerung, ihre landwirtschaftliche Arbeit fortzusetzen. Ob-
gleich dies eine im Grunde genommen heidnische Verordnung war,
so wurde sie doch vom Kaiser durchgeführt, nachdem er angeblich
das Christentum angenommen hatte.
Da sich der kaiserliche Befehl nicht als genügendes Ersatzmit-
tel für die göttliche Autorität erwies, stellte Eusebius, ein Bischof,
der die Gunst der Fürsten suchte und ein besonderer Freund und
Schmeichler Konstantins war, die Behauptung auf, daß Christus den
Sabbat auf den Sonntag verlegt habe. Kein einziges Zeugnis der
Schrift wurde als Beweis für die neue Lehre angeführt. Selbst Euse-
bius bekannte offen, daß sie falsch wäre, und wies auf den wirklichen
Urheber dieser Veränderung hin, indem er sagte: „Alles, was man
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am Sabbat zu tun verpflichtet war, haben wir auf den Tag des Herrn
übertragen.
Aber so unbegründet die Einsetzung des Sonntags
auch war, diente sie doch dazu, die Menschen zu ermutigen, den
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Cox, „Sabbath Laws and Sabbath Duties“ 538; Conradi, „Geschichte des Sabbats“
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