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Der große Kampf
wieder zu seiner Ehre gelange und künftig zum Lobe der Christen-
heit andächtiger beachtet werde“
Als sich die Beschlüsse der Kirchenversammlungen als unzu-
länglich erwiesen, wurden die weltlichen Behörden ersucht, ein
Edikt zu erlassen, das die Herzen des Volkes mit Schrecken erfüllen
und es zwingen würde, sich am Sonntag der Arbeit zu enthalten.
Anläßlich einer in Rom abgehaltenen Synode wurden alle früher
getroffenen Entscheide mit größerer Kraft und Feierlichkeit erneut
bestätigt. Sie wurden auch dem Kirchengesetz hinzugefügt und von
den zivilen Behörden in fast der ganzen Christenwelt durchgesetzt
Immer noch verursachte der Mangel an biblischen Beweisen für
die Sonntagsfeier nicht geringe Bedenken. Das Volk bezweifelte
die Berechtigung ihrer Lehrer, die bestimmte Erklärung des Herrn:
„Der siebente Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes“ beisei-
tezusetzen, um den Tag der Sonne zu ehren. Um den Mangel an
biblischen Zeugnissen zu beheben, waren andere Hilfsmittel nötig.
Einem eifrigen Verteidiger des Sonntags, der ungefähr Ende des
zwölften Jahrhunderts die englischen Gemeinden besuchte, wider-
standen treue Zeugen für die Wahrheit; seine Bemühungen waren so
fruchtlos, daß er das Land eine Zeitlang verließ und versuchte, ir-
gendein Mittel ausfindig zu machen, um seine Lehren durchzusetzen.
Als er zurückkehrte, hatte er sich das Erforderliche verschafft, und er
erntete bei seinem späteren Wirken größeren Erfolg. Er brachte eine
Schriftrolle mit, die angeblich von Gott selbst kam und das für die
Sonntagsfeier benötigte Gebot sowie auch schreckliche Drohungen
enthielt, um die Ungehorsamen einzuschüchtern. Er gab vor, dies
kostbare Schriftstück — eine ebenso niederträchtige Fälschung wie
die ganze Einrichtung, die es unterstützte — sei vom Himmel gefal-
len und in Jerusalem auf dem Altar des heiligen Simeon auf Golgatha
gefunden worden. In Wirklichkeit war der päpstliche Palast in Rom
der Ort, woher sie kam. Betrug und Fälschungen zur Förderung
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der Macht und des ansehens der Kirche sind von der päpstlichen
Hierarchie zu allen Zeiten als gesetzlich angesehen worden.
Das Schriftstück verbot alle Arbeit von der neunten Stunde an,
von drei Uhr samstagnachmittags bis zum Sonnenaufgang am Mon-
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Morer, „Discourse in Six Dialogues on the Name, Notion and Observation of the
Lord‘s Day“ 271
1
Heylyn, „History of the Sabbath“, 2.Teil, Kapitel 5, 7. Abschnitt